Hertha-Coach Luhukay: Suche nach perfekter Strategie
Berlin (dpa) - Unermüdlich drehten die Fußball-Profis des Bundesliga-Aufsteigers Hertha BSC ihre Runden auf dem Berliner Trainingsgelände. Trainer Jos Luhukay sucht noch das perfekte System für die kommende Spielzeit.
Erst zwei Stammplätze sind vergeben. Im einwöchigen Trainingslager im österreichischen Irdning geht es von Samstag an in die heiße Phase der Vorbereitung. Nach ausführlichem Konditionstraining duldet Luhukay auch in der Steiermark keinen Schlendrian. „Wir werden vor allem im fußballspezifischen Bereich arbeiten“, erklärte der Niederländer. „Wir sind noch zu naiv.“
Insbesondere das schnelle Umschalten nach Ballgewinn und Ballverlust will er trainieren lassen. „Das ist eine reine Kopfsache“, betonte der Fußballlehrer. Auf eine feste Spielstrategie - oder gar auf vermeintliche Stammkräfte - wollte sich Luhukay bislang nicht festlegen. Nur in den beiden jüngsten Tests ließ er seine Schützlinge über 90 Minuten spielen, zuvor wechselte er in der Halbzeit meist die gesamte Elf aus. Nachhaltig aufdrängen konnte sich dabei aber kaum ein Herthaner. Einzig Torwart Thomas Kraft und Angreifer Adrian Ramos gelten als gesetzt. Der bis 2015 datierte Vertrag mit dem 24-jährigen Keeper soll möglichst schnell verlängert werden. „Wir streben Kontinuität auf dieser Schlüsselposition an“, sagte Hertha-Manager Michael Preetz, „und sind von Thomas absolut überzeugt.“
Ähnlick klare Bekenntnisse gibt es für die anderen Mannschafsteile nicht - schon gar nicht für das Mittelfeld der Berliner. Dort bewerben sich gleich sechs Kandidaten um einen Platz in der Anfangsformation. Das bewährte Duo des Zweitliga-Meisters aus Peter Niemeyer und Peer Kluge ist längst nicht mehr alternativlos. Den Schweizer Fabian Lustenberger, in der vergangenen Spielzeit die große Stütze der Berliner Innenverteidigung, sieht Luhukay in der Bundesliga eher im defensiven Mittelfeld. In dem aus Leverkusen gekommenen Japaner Hajime Hosogai und Youngster Hany Mukhtar stehen zwei weitere Alternativen parat, selbst der vormalige Spielmacher Ronny gilt für Luhukay als eine Option. Dessen Posten im offensiven Mittelfeld könnte Neuzugang Alexander Baumjohann übernehmen.
Je nachdem, für welches Personal sich Luhukay entscheidet, wird auch das System variieren. Neben der 4-2-3-1-Aufstellung der Vorsaison scheint der Coach eine 4-1-4-1-Formation zu favorisieren. Das Zusammenspiel von Niemeyer, Ronny und Baumjohann hat Luhukay bereits getestet und zeigte sich durchaus angetan. Es wäre eine erstaunlich offensive Variante, hatten die Herthaner in Liga zwei doch stets großen Wert auf eine defensive Absicherung gelegt. Mit sieben Siegen aus sieben Testspielen können die Berliner eine bislang makellose Bilanz vorweisen.
Große Herausforderungen mussten sie dabei jedoch nicht bewältigen. Der vermeintlich stärkste Gegner, Wisla Krakau aus der ersten polnischen Liga (Endstand 2:0), präsentierte sich erstaunlich harmlos, Drittliga-Aufsteiger RB Leipzig bereitete Hertha beim 1:0-Sieg hingegen größere Probleme. Im Trainingslager werden die Berliner auf Serie A-Absteiger US Palermo (Dienstag) und den serbischen Erstligisten FK Rad Belgrad (Freitag) treffen. An eine defensivere Ausrichtung denkt Luhukay jedoch nicht. „Ich werde weiter ausprobieren“, sagte er, „es geht darum, in allen Mannschaftsteilen die perfekten Pärchen zu finden.“