Herthaner schwärmen von Ronnys fulminantem Freistoßtor

Hannover (dpa) - Ronny schwieg, seine Kollegen schwärmten dafür umso mehr. Nach seinem fulminanten Freistoßtor schlich der Hertha-Brasilianer fast unbemerkt durch die Katakomben des Stadions von Hannover 96 zum Bus, während die anderen Profis des Berliner Fußball-Bundesligisten ihn ausgiebig lobten.

„Ronny - mehr muss man dazu nicht sagen“, kommentierte Nico Schulz und schob nach einer kleinen Pause hinterher: „Super!“

Alle Bemühungen der Berliner, Christian Schulz' (23.) Treffer auszugleichen, waren vergebens - bis Ronny eingewechselt wurde. 80 Minuten lang hatte der 27-Jährige auf der Bank gesessen, doch ein paar Schritte Anlauf reichten, um mit der ersten Ballberührung der Held des Abends zu werden. Mit 119 Stundenkilometern hämmerte er den Ball am chancenlosen Nationalkeeper Ron-Robert Zieler vorbei ins Netz.

Hertha-Trainer Jos Luhukay sagte später: „Jeder weiß, dass das ein Moment für Ronny ist.“ Nur die Hannoveraner wussten das wohl nicht, sie kannten Ronny Heberson Furtado de Araujo offenbar nicht. Zumindest stellten die 96-Profis eine stümperhafte Mauer, in der sich Edgar Prib auch noch wegdrehte.

Mit einem Tag Verspätung äußerte sich auch Ronny zu seinem Geniestreich. „Das war eines der schönsten Freistoßtore, die ich je gemacht habe. Es war auch besonders wichtig, da wir in Rückstand lagen. Durch das Tor haben wir einen Punkt gerettet“, sagte der Offensivspieler am Samstag.

Ronny sei „in seiner Art einzigartig“, sagte der Coach, der den Brasilianer nach zuletzt drei Partien in der Startelf anfangs auf der Bank gelassen hatte. Der brasilianische Aufstiegsheld musste zunächst zuschauen, so wie schon in den ersten vier Saisonspielen, bevor sich Alexander Baumjohann einen Kreuzbandriss zuzog. Stattdessen durfte in Hannover im zentralen Mittelfeld Änis Ben-Hatira spielen, der sich als deutlich laufstärker erwies und das Spiel der Hertha vor allem in der besseren zweiten Halbzeit antrieb.

„Es war sicher ein schwerer Moment für ihn, als er vor dem Spiel die Aufstellung gesehen hat“, vermutete Innenverteidiger Sebastian Langkamp. Und dessen Nebenmann Fabian Lustenberger sagte: „Er hat sich sicher einigen Frust von der Seele geschossen.“ Auf jeden Fall war der Freistoß ein „Kanonenschlag“, wie es Michael Preetz im Pay-TV-Sender Sky ausdrückte.

Der Hertha-Manager nannte die Steigerung nach der Pause eine „bärenstarke zweite Halbzeit. Wir haben den Punkt aufgrund der zweiten Hälfte verdient.“ Die Berliner steigerten sich tatsächlich, während Hannover weiter auf schwachem Niveau spielte und versuchte, die Führung zu verwalten und so den fünften Heimsieg in Folge einzufahren. Doch der Gastgeber zeigte zu wenig, um dem enteilten Trio an der Tabellenspitze auf den Fersen bleiben zu können.

Ben-Hatira bei seinem Pfostenschuss (58.) und Adrian Ramos frei vor dem Tor (72.) hätten sogar schon eher den Ausgleich erzielen oder gar für einen Hertha-Sieg sorgen können. „Das waren zwei Hundertprozentige“, sagte Luhukay zu Recht.

Der Coach hatte offensichtlich in der Pause die richtigen Worte gefunden: „In der Halbzeit haben wir uns gesagt, dass wir schon dreimal in dieser Saison zurückgelegen haben und trotzdem zurückkommen konnten.“ Auf jeden Fall aber wechselte Luhukay im richtigen Moment den richtigen Spieler ein.