HSV-Trainer führt regelmäßiges Geheimtraining ein

Hamburg (dpa) - Mit Geheimtraining zum ersten Auswärtssieg: Vor dem Duell der kriselnden Bundesliga-Traditionsclubs in Nürnberg ließ Bert van Marwijk beim Hamburger SV seine Fußball-Profis am Freitag unbehelligt von „Spionen“ Spielzüge einüben.

Was unter Vorgänger Thorsten Fink eher die Ausnahme war, wird unter dem niederländischen Ex-Nationalcoach zur Regel: Vor Pflichtspielen soll künftig einmal pro Woche unter Ausschluss der Öffentlichkeit geübt werden. Wie Sportchef Oliver Kreuzer („Wir wollen uns nicht abgrenzen“) will auch der Coach dies nicht als Aussperrung der Anhängerschaft verstanden wissen: „Ich denke auch immer an die Fans.“

Es sei „ganz normal, wenn wir einmal in der Woche so trainieren, wie wir spielen wollen“, erklärte van Marwijk die Maßnahme, die auch bei vielen anderen Clubs längst üblich sei. Schon vor seinem ersten Spiel als HSV-Coach bei Eintracht Frankfurt (2:2) hatte er die Kiebitze in der Hamburger Arena ausgesperrt.

Diesmal mussten die Fans den mit einem zwei Meter hohen Sichtschutz versehenen Trainingsplatz nach 15 Minuten verlassen. Hinter den durch weiße Plastik-Planen verhüllten Zäunen feilten die Hanseaten anschließend an der Sieg-Taktik für das wichtige Spiel der Abstiegszonen-Tabellennachbarn am Sonntag (15.30 Uhr).

„Uns Spieler stört es nicht, wenn da Leute an der Seitenlinie stehen. Aber für den Trainer ist es wichtig, wenn er taktische Dinge einstudieren will. So ist ein gewisser Überraschungseffekt für den Gegner möglich“, erläuterte Stürmer Pierre-Michel Lasogga.

Van Marwijks Aufstellung für das Match an der Noris scheint dagegen alles andere als eine geheime Kommandosache zu sein. Denn es wird damit gerechnet, dass exakt jene Elf auflaufen wird, die in Frankfurt nach zweimaligem Rückstand Moral bewies und einen wichtigen Punkt mitnahm. „Viel werde ich sicher nicht ändern“, meinte der 61 Jahre alte Trainer-Routinier.

Besonders motiviert dürfte 2:2-Torschütze Marcell Jansen sein, den Bundestrainer Joachim Löw am Freitag in den Kader für die WM-Qualifikationsspiele Mitte des Monats gegen Irland und Schweden berief. „Wenn man für die deutsche Nationalelf nominiert wird, ist das immer ein großes Kompliment“, sagte van Marwijk. Sein wegen eines gebrochenen Zehs zuletzt nicht berücksichtigter Linksverteidiger darf nach dem Ausfall des Dortmunder Rivalen Marcel Schmelzer (Faserriss) sogar auf Einsätze hoffen. Jansen wolle sich zunächst aber „voll auf das richtungsweisende Nürnberg-Spiel“ konzentrieren.

Nach fünf Unentschieden und zwei Niederlagen will der „Club“ mit aller Macht den ersten Dreier erzwingen. „Ich glaube auch, dass wir dazu in der Lage sind“, sagte Trainer Michael Wiesinger. Kollege van Marwijk will mit dem HSV sein System durchziehen, das 100-prozentige Konzentration und Disziplin vorsieht. „Nürnberg wird ganz schwierig“, mahnte van Marwijk, „aber Nürnberg ist auch nicht Bayern München.“