Heynckes Trainer des Jahres - Keine Rückkehr
Berlin (dpa) - Der Ruhestand tut Jupp Heynckes gut. Weitgehend erholt und prima gelaunt präsentierte sich der Triple-Trainer erstmals nach dem Ende seiner Amtszeit beim FC Bayern München im Fernsehen.
Auf dem Weg zu sich selbst sei er noch nicht all zu weit gekommen.
„Ich tue im Moment tausend Dinge. Das fängt bei meiner Post an, die täglich bearbeitet werden muss, bis hin zu Anfragen, zu Ehrungen“, verriet der 68-Jährige im ZDF.
Lange Spaziergänge mit Ehefrau Iris und Schäferhund Cando. Restaurant, Kino- und Konzertbesuche, viel Gartenarbeit - in seinem neuen Leben scheint Heynckes zufrieden. Nicht überraschend wählten ihn Deutschlands Sportjournalisten nun mit großem Vorsprung vor Freiburgs Christian Streich und Dortmunds Jürgen Klopp zum Trainer des Jahres. „Diese jetzige Ehrung rundet all das märchenhaft ab. Es sind Träume, die da Wirklichkeit wurden“, sagte Heynckes dem „Kicker“. Das Fachmagazin hatte die Ergebnisse der Wahl am Sonntag veröffentlicht.
Am Vorabend gab Heynckes zu, dass er ins „Aktuelle Sportstudio“ lieber komme als zu den Bayreuther Festspielen.“ Über seinen flotten Spruch lächelte Heynckes am Samstagabend nach der 2:4-Niederlage der Münchner gegen Dortmund fröhlich. Von den Bayern sprach er noch in der Wir-Form. Über die Supercup-Pleite ärgerte er sich. „Natürlich“, gab er zu, seien da hier und da „noch Emotionen, das ist doch ganz klar. Wir waren zwei Jahre zusammen. Das sind ja noch meine Jungs.“
Sein Nachfolger Pep Guardiola werde es in München schon richten, glaubt Heynckes. „Er ist ein wahnsinnig sympathischer Kollege. Er hat großen Erfolg gehabt bei Barcelona. Er sieht richtig gut aus, er kleidet sich gut. Er hat eine perfekt funktionierende Mannschaft übernommen. Was spricht noch gegen den Erfolg?“
Zum Übergabegespräch haben beide noch nicht zusammen gesessen. Es sei ja auch „nicht Usus, dass man sich trifft“, sagte Heynckes. Über den Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge habe Guardiola allerdings signalisiert, dass er gerne mal sprechen wolle. Der Terminstress der Münchner habe das bislang verhindert. Ein Hintertürchen in Sachen Zukunftsplanung, wenn auch nur ein klitzekleines, hat sich Heynckes offen gelassen. Wahrscheinlich auch, weil ihn die Erfahrung gelehrt hat, niemals nie zu sagen.
„Ich habe das ja schon mal beantwortet, dass ich das Heft des Handelns selbst in der Hand behalten möchte“, sagte er. Es sei aber einfach so, dass „ich nicht mehr trainiere und höchstwahrscheinlich nie mehr eine Mannschaft übernehme. (...) Auch keine Nationalmannschaft“, sagte der 68-Jährige. „Ich denke, man sollte es dabei belassen. Ich werde ins zweite Glied gehen, das heißt in den Ruhestand.“ Ob die Augen des Ruheständlers irgendwann bei irgendeinem Angebot noch einmal anfangen zu leuchten: „Nein“, beschied Heynckes, „das wird es nicht geben.“
Längst hat sich der Ärger über die seinerzeit nicht ganz so glückliche Kommunikation gelegt, als die Münchner Guardiolas Verpflichtung und gleichzeitig Heynckes Karriere-Ende bekanntgaben. „Das braucht man nicht mehr aufzuwärmen. Es ist alles okay, es ist alles richtig gelaufen. Ich denke, dass es so optimal ist. Irgendwann muss man, wenn man älter wird und noch älter und über das Rentenalter hinweg geht, dann muss man auch einmal daran denken, dass es auch ein Leben nach dem Fußball gibt. Und das habe ich jetzt. Ich bin sehr zufrieden. Ich bin glücklich. Es ist alles okay.“
Und so wird Jupp Heynckes am 9. August in seinem Wohnzimmer sitzen und sich das Bundesliga-Eröffnungsspiel des FC Bayern gegen seine alte Liebe Borussia Mönchengladbach in aller Ruhe anschauen. Eher für die Münchner werde er die Daumen drücken, gab Heynckes zu. Vor dem Anpfiff wird Bastian Schweinsteiger vom „Kicker“ als Deutschlands Fußballer des Jahres ausgezeichnet - auch daran hat Heynckes seinen Anteil.