Hoeneß huldigt Heynckes: Fußball zur Kunst erhoben

München (dpa) - „Chapeau Jupp!“ Fußball-Liebhaber Uli Hoeneß war hingerissen von der Derby-Gala seines FC Bayern und huldigte nach dem 4:0 gegen eine überforderte Nürnberger Bubi-Elf seinem guten Freund auf der Trainerbank.

„So wie wir im Moment Fußball zelebrieren, das macht Spaß. Man muss Jupp Heynckes dankbar sein, wie er Fußball zur Kunst erhoben hat. Die Zuschauer sind mehr als happy, sie kriegen jedes Wochenende fantastische Unterhaltung geboten. Chapeau!“

Nach der ärgerlichen 1:2-Niederlage des Bundesliga-Tabellenführers in Hannover war Hoeneß noch als Wutbürger aufgetreten, nur sechs Tage später hatte der Präsident seinen Seelenfrieden wieder. „Alles“ gefalle ihm am FC Bayern der Gegenwart. Darum zog der Vereinspräsident auch gleich noch den Hut vor den Spielern: „Die Mannschaft spielt wunderbaren Fußball. Ich freue mich jedes Mal, ins Stadion zu gehen.“

Die 69 000 Zuschauer in der ausverkauften Allianz Arena wurden Augenzeugen der nächsten Torgala. Gastfreundschaft des FC Bayern wird für die Gegner zu einem zweifelhaften Vergnügen: Mario Gomez (2./68. Minute), Bastian Schweinsteiger (19.) und Franck Ribéry (39.) sorgten mit ihren sehenswert herausgespielten und erzielten Treffern für den fünften Liga-Heimsieg in Serie - bei einem Torverhältnis von 23:0!

„Wenn wir so spielen, sind wir nicht zu stoppen“, meinte Gomez, der seinen Ruf als Tormaschine mit den Saisontoren elf und zwölf bestätigte; das 4:0 war sein 50. Treffer im 71. Ligaspiel für die Bayern. Heynckes schwärmte ähnlich wie Hoeneß: „Die Mannschaft zeigt exzellenten Fußball, wir haben eine sehr gute Raumaufteilung, sind sehr ball- und passsicher.“ Ein Sonderlob des Trainers gab es für Schweinsteiger: „Er demonstriert immer mehr seine ganz große Klasse. Er ist Leader der Mannschaft, eine Führungsperson.“ Allerdings verletzte sich der Nationalspieler an der Wade, was seinen Einsatz im Champions-League-Spiel gegen den SSC Neapel gefährdet.

Für Napoli konnten die Bayern viel Kraft sparen. „Nach dem 4:0 haben wir einen Gang zurückgefahren“, sagte Gomez. Der „Club“ war jedoch schon nach 85 Sekunden nach Treffer Nummer eins k.o. gegangen. „Das war ein Duell auf Nicht-Augenhöhe. Selbst wenn wir in der besten Aufstellung gespielt hätten, hätten wir sicherlich nicht gewonnen“, gestand Trainer Dieter Hecking nach der „Vorführung“, wie Philipp Wollscheid fand. Sein Abwehrkollege Timm Klose ergänzte ehrfürchtig: „Jetzt wissen wir, warum die so weit oben stehen in Europa.“

Barcelona-verdächtige 72 Prozent Ballbesitz hatten die Bayern, die nach dem Ausrutscher in Hannover „die Dinge wieder gerade gerückt haben“, wie Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge jubilierte. Der Vorsprung auf Hauptkonkurrent Borussia Dortmund wuchs auf fünf Punkte. „Es wird schwerer für unsere Rivalen, uns zu folgen“, tönte Sportdirektor Christian Nerlinger. Vom besten FC Bayern der letzten Jahre mochte Rummenigge aber noch nicht reden: „Es ist ein guter FC Bayern, aber wir haben noch keinen Titel gewonnen. Wir haben jetzt Ende Oktober, die Titel werden in anderen Monaten vergeben.“

Auch in der Champions League, in der die Bayern gegen Neapel den nächsten Schritt Richtung Heimfinale 2012 tun wollen. Hoeneß kann es kaum erwarten: „Wenn wir dieses und das nächste Heimspiel gegen Villarreal gewinnen, sind wir Gruppenerster. Das muss das Ziel sein.“

Nürnbergs Zielsetzung kann nach der sechsten sieglosen Partie nur Klassenverbleib heißen. „Wir müssen so schnell wie möglich 40 Punkte holen, dass wir nicht absteigen“, mahnte Torwart Alexander Stephan. Das Heimspiel gegen Schlusslicht SC Freiburg wird zur Reifeprüfung für seine Bubi-Truppe, wie Hecking weiß: „Jetzt heißt es, kurz durchschütteln und gegen Freiburg ein anderes Gesicht zeigen.“