Hoeneß in Hochform - „Hort der Glückseligkeit“

München (dpa) - Uli Hoeneß war in Hochform. Das Oberhaupt des FC Bayern München mochte sich seinen „Hort der Glückseligkeit“ auch von ein paar Störenfrieden im Oberrang der Versammlungshalle nicht ramponieren lassen.

Der deutsche Fußball-Rekordmeister sonnte sich auf der Jahreshauptversammlung nach den Leiden während der titellosen Vorsaison in der glänzenden Gegenwart: Sportlich top, finanziell kraftstrotzend - und bis auf einige Ultra-Fans in sich geschlossen.

„Ich bin selten so stolz auf Bayern München gewesen wie in diesem Moment“, rief Hoeneß vom Podium den 3235 anwesenden Mitgliedern zu. Am Vorabend des Spitzenspiels gegen Borussia Dortmund machte der 59 Jahre alte Präsident der Mannschaft seines Freundes Jupp Heynckes sogar eine Liebeserklärung. Es habe ihm in der Länderspielpause „irgendwas gefehlt“. Klar, die Spiele seines FC Bayern. Ihn habe nämlich in dieser Saison eine Art „Stadionsucht“ befallen.

Seine Kritiker watschte der Präsident kräftig ab, als er nach Überlegungen, ob er „die Klappe halten“ solle, doch nochmals das Thema Neuer aufgriff. „Wenn jemand heute noch sagt, dass der Transfer von Manuel Neuer falsch war, kann er das sagen - und kann zu Hause bleiben!“ Da mischten sich in den lauten Applaus auch Buhrufe.

Die Stimmung kochte auch hoch, als Hoeneß sagte, es sei nicht Aufgabe der Bayern-Verantwortlichen, beim ungeliebten Lokalrivalen und Arena-Mieter 1860 München „den Stecker“ rauszuziehen. „Dieser Verein braucht uns nicht, um den Selbstzerfleischungsprozess zu Ende zu führen“, skandierte Hoeneß unter johlendem Mitgliederbeifall.

Abgesehen von den Image schädigenden Schreihälsen steht der FC Bayern in harmonischer Eintracht da. Hoeneß lobte ausdrücklich die Transferpolitik, an der auch Sportdirektor Christian Nerlinger tatkräftig beteiligt war. „Hut ab! Alle Schwachstellen in dieser Mannschaft sind ausgemerzt“, lobte der Präsident. Nerlingers Vertrag wurde vorzeitig bis 2014 verlängert. Den 38-Jährigen macht der neue Kontrakt „sehr stolz“, er bewertet ihn als Bestätigung.

Bei Trainer Heynckes (66) müssen sich die Fans noch gedulden. „Jupp will im Moment keinen Vertrag verlängern. Nicht, weil er 2013 aufhören will, sondern weil er erst einmal die Ziele in dieser Saison einfahren will“, berichtete Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Geld für teure Transfers und Spitzengehälter hat der Krösus der Bundesliga weiterhin genug. Der Bayern-Konzern erzielte inklusive Allianz Arena im Geschäftsjahr 2010/11 mit 328,5 Millionen Euro den zweitbesten Umsatz seiner Geschichte. 1,3 Millionen Euro blieben in der titellosen Saison unter dem Strich als Gewinn. Bedeutsamer sind das Eigenkapital (268,3 Millionen Euro) sowie das Bank- und Kassenguthaben, das zum 30. Juni bemerkenswerte 129,1 Millionen Euro betrug. „Die finanzielle Seite des Clubs ist mustergültig“, sagte Rummenigge.

Es gibt auch Gegenentwürfe zum FC Bayern in Europa: Manchester City, Gruppengegner des deutschen Rekordmeisters in der Champions League, meldete zeitgleich für die vergangene Saison einen Rekordverlust von 194,9 Millionen Pfund - umgerechnet knapp 228 Millionen Euro.