Hoffenheim rechtfertigt Transfer von 13-Jährigem
Zuzenhausen (dpa) - Fußball-Bundesligist 1899 Hoffenheim hat die Verpflichtung eines erst 13 Jahre alten Talents aus Berlin energisch verteidigt.
„Er war umworben von Bayern, Werder und HSV. Es stimmt nicht, dass wir da besonders aggressiv um einen Nachwuchsspieler bemüht waren“, sagte Alexander Rosen, Leiter des Nachwuchszentrums der Nordbadener. Nico Franke von Tennis Borussia erhält nach einem Bericht der Berliner „B.Z.“ einen Ausbildungsvertrag in Hoffenheim. Dem widersprach 1899-Manager Ernst Tanner jedoch.
Nico Franke soll in Hoffenheim bei einer Gastfamilie wohnen. Der Club übernehme nach eigenen Angaben die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Zugfahrten nach Hause. Es sei, so Rosen, „kein Cent“ bei der Verpflichtung geflossen. Der Nachwuchschef sieht die Verpflichtung Frankes als „absoluten Sonderfall“.
„Wir stehen im Wettbewerb und machen das Gleiche wie unsere Mitbewerber. In der ganzen Republik ist das gang und gäbe“, sagte Tanner. „Da ist viel Neid im Spiel, weil wir ein besonderes Konzept haben.“ Tanner begründete das Vorgehen auch mit der familiären Situation des Jugendspielers: „Ich habe mir sagen lassen, dass es sich um eine alleinerziehende Mutter mit drei weiteren Kinder handelt. Ich denke, dass es sich um eine wohl überlegte Entscheidung handelt.“
Das Abwerben der Hoffenheimer war in der Szene auf Kritik gestoßen. „Es geht nicht, dass 14- oder 15-jährige Kinder aus ihrem Umfeld gerissen werden und weit weg ziehen“, meinte Herthas früherer Erstliga-Trainer Markus Babbel.
Holger Hieronymus, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), sagte der „B.Z.“: Mein Wunsch wäre ein generelles Abwerbe-Verbot für junge Talente. Die Statuten lassen sich aber nicht einfach so von DFL-Seite ändern. Dafür müssen die Vereine mitspielen.“
Früher gab es eine Art Ehrenkodex unter den Bundesligisten, keine Jugendspieler abzuwerben. Dieser wurde aber unter anderem deshalb aufgekündigt, da die Clubs befürchteten, die Talente würden dann von ausländischen Vereinen geholt. Internationale Topclubs wie der FC Barcelona, Real Madrid oder der FC Chelsea hatten in der jüngeren Vergangenheit immer wieder mit der Verpflichtung von Talenten im Kindesalter für Schlagzeilen gesorgt. Superstar Lionel Messi war einst im Alter von 13 Jahren aus seiner Heimat Argentinien nach Barcelona gewechselt.
Tanner hält die Überlegungen von Hieronymus für „unrealistisch: Man kann weder Eltern noch Jugendlichen die freie Wahl des Vereins verwehren.“
Der Spieler selbst sagte: „Alles ist sehr aufregend, aber ich bin glücklich. Ich weiß, dass ich eine große Chance erhalten habe.“ Wenn sich der Youngster sportlich nicht durchsetzen kann, so Tanner, „dann können wir zumindest einen ordentlichen jungen Mann aus unserer Ausbildung entlassen.“ Der Fußballer werde schulisch und persönlich bestens betreut.