Watzke stapelt tief: BVB trennen Welten von Bayern
La Manga (dpa) - Positive Geschäftszahlen, ein hochgelobter Perspektivkader und ein viel beachteter Transfercoup - Meister Dortmund wird mehr und mehr als künftiger Dauerrivale des Branchenführers FC Bayern gehandelt.
Dennoch stapelt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke weiter tief.
Das edle Ambiente passt zu den jüngsten Schlagzeilen über einen erfolgreichen Geschäftsführer. Hoch oben, auf der Terrasse des feinen Golf-Clubs von La Manga mit Blick auf Palmen und Fairways, genießt Hans-Joachim Watzke die wärmende Wintersonne Spaniens. Ähnliche Freude bereitet die Lektüre der Zeitungen, die Borussia Dortmund nach dem Transfercoup mit Marco Reus eine erfolgreiche Zukunft verheißen.
Nur beim Lesen der Prognosen, dass sich der Revierverein nun über Jahre auf Augenhöhe mit Rekordmeister FC Bayern München bewegt, regt sich in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa beim BVB-Chef Widerspruch: „Die Branchenführerschaft der Bayern ist in den nächsten zehn Jahren zementiert. Uns trennen noch immer Welten.“
Ungeachtet der 17,1 Millionen Euro teuren Verpflichtung von Nationalspieler Reus, der von der kommenden Saison an für den deutschen Fußball-Meister stürmen wird, pflegt Nicht-Golfer Watzke weiter sein Understatement. Zu Kampfansagen an den Rivalen aus München lässt er sich trotz der zurückliegenden Meisterschaft nicht verleiten: „Ein Jahr vor den Bayern zu stehen, das haben schon einige geschafft. Aber das auf Dauer zu schaffen, ist schwierig.“
Die noch 2005 von der Insolvenz bedrohte und seither zu einer zurückhaltenden Personalpolitik verdammte Borussia wird wieder mutiger. Gleichwohl will Watzke den teuren Einkauf von Reus nicht als Paradigmenwechsel in seiner bisher soliden Personalpolitik gewertet wissen: „Einen 22-Jährigen zu verpflichten, der in Deutschland als einer der besten Offensivspieler gilt, macht absolut Sinn - zumal er Dortmunder ist. Aber wir werden nun sicher nicht jedes Jahr einen Transfer über 17 Millionen Euro stemmen.“
Zwei erfolgreiche Geschäftsjahre in Serie versetzten den BVB in die Lage, mit in den Poker um den Wunschspieler einzusteigen - und ihn sogar zu gewinnen. Der Verkauf eines Stars wie des derzeit wechselwilligen Torjägers Lucas Barrios zur Gegenfinanzierung der für Reus fälligen Summe ist nach Einschätzung von Watzke nicht nötig: „Wir haben im vergangenen Jahr 9,5 Millionen Euro Gewinn erzielt und werden in diesem Jahr nicht weniger machen. Wenn ich das zusammenrechne, weiß ich, dass wir den Reus-Transfer finanzieren können.“
Nicht nur in sportlicher, sondern auch finanzieller Hinsicht wird die Borussia im Vergleich zu den Bayern konkurrenzfähiger. Das verbessert die Ausgangslage für Watzke, um ein weiteres ambitioniertes Projekt anzugehen. Liebend gern würde er den 2014 auslaufenden Vertrag mit Trainer Jürgen Klopp schon in diesem Jahr verlängern. Berichte, wonach der Fußball-Lehrer ein Angebot bis 2017 ausgeschlagen hat, dementierte der Geschäftsführer: „Das stimmt nicht, weil es gar keines gab. Aber wir müssen mit Jürgen Klopp irgendwann einen Punkt abpassen, an dem wir uns die Zeit nehmen, in Ruhe darüber zu sprechen. Das kann in einem, in drei oder in fünf Monaten sein.“
Obwohl der Titelverteidiger vor dem Start in die Rückrunde nur drei Punkte hinter den Bayern auf Rang zwei liegt und in der Bundesliga seit elf Spielen ungeschlagen ist, spricht Watzke dem Tabellenführer die Favoritenrolle im Meisterkampf zu: „Die höchste Wahrscheinlichkeit, deutscher Meister zu werden, liegt bei Bayern München. Das haben wir schon frühzeitig gesagt. Das hat uns aber nicht daran gehindert, das Spiel in München zu gewinnen.“