Hoffenheimer „kotzen ab“: Abstieg rückt immer näher
Sinsheim (dpa) - Mit 5000 verkauften T-Shirts zur Aktion „Gemeinsam Flagge zeigen für eine erstklassige Region“ verbuchte die TSG 1899 Hoffenheim einen PR-Erfolg. Sportlich aber kommt der Bundesliga-Herbstmeister von 2008 der zweiten Liga immer näher.
Das glückliche 0:0 gegen den FSV Mainz 05 brachte den Tabellen-17. am Samstag nicht weiter. Zumal Konkurrent FC Augsburg im Kampf um den Relegationsplatz beim 1:0 in Hamburg punktete und nun vier Zähler Vorsprung auf die Kraichgauer hat. Mittelfeldspieler Stephan Schröck beschrieb die Stimmung in der Kabine mit drastischen Worten: „Wir kotzen alle ab, wie dieses Wochenende gelaufen ist.“
Eine Woche nach dem 3:0-Sieg in Fürth biss sich die TSG an den taktisch disziplinierten Rheinhessen die Zähne aus. Auch im vierten Anlauf gelang Hoffenheim kein Heimsieg gegen die Mainzer. „Wir hätten heute gerne eine Serie gestartet“, sagte Tobias Weis zerknirscht.
Hoffenheims Stadionsprecher hatte die Fans zur Halbzeit aufgefordert, „alles zu geben für ein dreckiges 1:0“. In der 81. Minute trieb Patrick Ochs auf der Außenbahn den Ball voran, suchte vergeblich nach einer Anspielstation, passte ihn zurück zu Torhüter Heurelho Gomes und beschwerte sich mit einer unwirschen Armbewegung bei seinen Kollegen. Bezeichnend für die TSG, die in der zweiten Halbzeit keine einzige Chance hatte.
Kurz schickte seinem Team sogar noch gelbe Spickzettel: Die eingewechselten Eugen Polanski und Takashi Usami verteilten sie an Mitspieler. „Einfach nur Ziffern und die Ausrichtung“, erklärte der TSG-Coach, hätten darauf gestanden. Also Rückennummern und die taktische Aufstellung.
Die Schlussoffensive vor 24 500 Zuschauern gehörte dennoch den Gästen: Zdenek Pospech traf mit einem Schlenzer den Außenpfosten, Adam Szalai scheiterte an Gomes. Dabei fehlten dem FSV acht verletzte Fußballprofis. Der ansonsten so anspruchsvolle Trainer Thomas Tuchel sehnt die Länderspielpause herbei und war deshalb mit dem torlosen Remis sogar „sehr zufrieden: Wir hatten heute Mühe, Kompaktheit, Frische und Aktivität auf den Platz zu bringen. Wir waren merklich müde“.
Marco Kurz stufte das 0:0 als moralisch wichtig ein, obwohl seine Mannschaft zeitweise wie ein Absteiger auftrat. „Die Mainzer waren über 90 Minuten näher dran. Von daher ist das für uns kein unwichtiger Punkt“, sagte der Hoffenheimer Coach. „Wenn du zu null spielst gegen so eine starke Mannschaft und auch vor allem in der ersten Halbzeit das bessere Team hast, dann hilft das.“
Kurz berichtete von einer „hervorragenden Trainingswoche“, in der sich die Mannschaft auch noch beim gemeinsamen Paintball auf die Mainzer eingeballert hatte. Auf dem Rasen aber fehlte der TSG praktisch jegliche Torgefahr. „Weshalb es heute nicht so geklappt hat, kann ich nicht sagen“, räumte Kurz ein. „Richtig ist, dass wir ein Tor erzielen müssen, um zu drei Punkten zu kommen.“
Bei nur noch drei ausstehenden Heimspielen gegen Fortuna Düsseldorf, den 1. FC Nürnberg und den Hamburger SV sowie fünf Auswärtspartien (Schalke 04, VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen, Werder Bremen und Borussia Dortmund) steht den Hoffenheimern das Wasser bis zum Hals. „Ich glaube, wir sollten uns auf uns konzentrieren und den Augsburgern aus der Ferne Druck machen“, sagte Kurz, der mit Hoffenheim genauso in den Keller gefahren ist wie vergangenes Jahr mit dem 1. FC Kaiserslautern.