HSV hilflos: „So eine Klatsche bleibt im Fußballerherz“
München (dpa) - Das war peinlich hoch neun. „Für mich ist der heutige Tag einer der schwärzesten in der HSV-Geschichte, es tut mir leid für die Fans“, bekannte Kapitän Heiko Westermann nach einer aus Sicht des Hamburger SV „historischen Niederlage“.
Ich schäme mich heute, das Trikot getragen zu haben, dabei gewesen zu sein. Ich schäme mich für die Leistung der Mannschaft.“ 2:9 - so hoch hatten die Hanseaten nur am 7. März 1964 verloren: beim TSV 1860 München. Das 0:7 gegen Borussia Dortmund und das 1:8 gegen Rot-Weiß Oberhausen liegen ebenfalls schon Jahrzehnte zurück.
„So was kommt vielleicht einmal oder zweimal im Leben vor. Ich habe das als Spieler selber einmal erlebt, allerdings in einem Freundschaftsspiel. Aber ich kann mich noch genau daran erinnern, weil es so schlimm war“, erklärte Sportchef Frank Arnesen. Damals waren es auch die Bayern - im Abschiedsspiel für Hollands Fußball-Legende Johan Cruyff mit Ajax Amsterdam (0:8). „Es sind nur drei Punkte, aber so eine Klatsche mit 9:2 bleibt in deinem Fußballerherz sitzen.“ Am meisten Herzschmerz dürfte René Adler gehabt haben, denn neun Tore für einen machtlosen Nationaltorwart tun besonders weh.
„Es gibt keine Erklärung für das heutige Spiel. Es war einfach eine unterirdische Leistung und bitter für alle, die zugeschaut haben“, erklärte Westermann, der neben Jeffrey Bruma für eines der beiden HSV-Tore verantwortlich war. Nach dem 1:8 und 2:9 flüchteten sich die Hamburger Fans in Galgenhumor. „Auswärtssieg, Auswärtssieg“, schallte es aus dem Stadion-Eck mit der zahlenmäßig stark vertretenen Anhänger-Schar. „Wir müssen uns bei unseren Fans entschuldigen“, sagte Arnesen.
Völlig wehrlos ergab sich der stolze Traditionsclub der Münchner Fußball-Übermacht. „Bayern hat sich in einen Rausch gespielt, und meine Mannschaft war nur noch ein Spielball“, räumte der zerknirschte Coach Thorsten Fink ein. „Die Bayern waren super gut, und wir waren super schlecht. Heute ist ein schwarzer Tag für alle, die HSV-Fans sind und auch drum herum arbeiten.“
Am kommenden Samstag gegen den SC Freiburg soll nach der Arbeitsverweigerung von München ein anderer Auftritt folgen. „Wir müssen nächste Woche eine Reaktion zeigen. Wir gehen alle hart mit uns ins Gericht - auch das Trainerteam. Wir müssen den Fans was zurückzahlen“, forderte Fink nach dem Debakel an früherer Wirkungsstätte. Der einstige Bayern-Profi hatte bei keinem Spieler 20 Prozent „seiner Leistung“ ausgemacht.
Kaum vorstellbar, dass diese Mannschaft Chancen auf einen Platz im internationalen Wettbewerb der kommenden Saison hat. „Wir können von Glück sagen, dass wir 38 Punkte haben“, stellte Westermann klar. „Sich nach so einem Spiel aufzurichten wird schwer genug.“