Über-Bayern nehmen mit Tor-Party Kurs auf Juve
München (dpa) - Die Fans feierten mit Meister-Gesängen und einem großen Transparent der Schale - Claudio Pizarro & Co. mit jeder Menge Tore.
„Was die Mannschaft heute gespielt hat, war absolute Weltklasse. Man hat gesehen, dass sie ihre eigene Party veranstaltet hat“, schwärmte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach dem Ausrufezeichen drei Tage vor dem Champions-League-Viertelfinale. Trotz aller Freude über das 9:2 (5:0) der Münchner „Spaß- und Schießgesellschaft“ gegen den Hamburger SV blickten alle beim FC Bayern mit großem Respekt auf Juventus Turin - und mit viel Optimismus. „Ich glaube, man hat gesehen, dass wir im Viertelfinale gegen Juventus nicht chancenlos sind.“
Einig waren sich alle beim FC Bayern, was man sich vom höchsten Sieg einer Bundesliga-Mannschaft seit 13 Jahren für den Königsklassen-Knaller kaufen kann: Nichts. „Dienstag wird ein ganz anderes Spiel werden. Juventus ist eine europäische Spitzenmannschaft, die sehr aggressiv und laufstark ist“, warnte Trainer Jupp Heynckes. „Wir haben heute teilweise Fußball wie aus dem Lehrbuch gespielt. So in etwa müssen wir das auch am Dienstag umsetzen.“
Nicht nur eine spielerische Darbietung der Extra-Klasse oder die schönen Tore machen Hoffnung auf viele Titel, sondern vor allem die Einstellung. Auch wenn der Gewinn der 23. Meisterschaft durch den Dortmunder Sieg beim VfB Stuttgart (2:1) vertagt wurde, war von Spannungsabfall keine Spur. Die fehlte übrigens auch von einem ernsthaften Gegner. „Zu so einem hohen Ergebnis gehört auch immer ein Gegner dazu“, wies Thomas Müller auf den hilflosen Sport-Verein hin, der noch nie höher in seiner fast 50-jährigen Liga-Historie verlor.
Und die Bayern? Die waren gnadenlos wie selten zuvor. „In den vergangenen Wochen hat es bei uns ein bisschen gemenschelt - jetzt wollten wir wieder Maschinen sein“, formulierte es Matthias Sammer drastisch. Aber der HSV sei nicht einmal „im Ansatz“ mit Juventus Turin vergleichbar.
Doch neun Münchner Tore, darunter wunderschöne, dürften jedem Gegner Respekt abverlangen. Es war der höchste Sieg der Bayern seit dem 8:1 über Schalke 04 am 9. April 1988. „Ich glaube, besser geht's nicht. Auch wenn man ehrlich sein muss: Hamburg war heute sehr schwach“, erklärte Arjen Robben. Der Niederländer erzielte zwei Treffer (33./54. Minute) und harmonierte traumhaft mit dem herausragenden viermaligen Torschützen Pizarro (30./45./53./68.). Xherdan Shaqiri (5.), Bastian Schweinsteiger (19.), und der eingewechselte Franck Ribéry (76.) sorgten für die weiteren Torjubler. Die treffsicheren Offensivkräfte bescherten Trainer Heynckes aber auch ein kleines Luxusproblem: Wer darf gegen Juve in den Angriff?
„Ich glaube, der Trainer hat schon eine Vorstellung für das Turin-Spiel“, mutmaßte Pizarro. „Es ist wichtig, dass alle drei Stürmer in einer guten Verfassung sind. Wir machen alle drei Tore und das ist wichtig für den Verein.“ Der Peruaner verdrängte mit seinem ersten Viererpack in der Bundesliga und nunmehr 164 Treffern Vorstandschef Rummenigge von Platz zehn der Tor-Bestenliste.
Gegen Turin wären die Münchner schon mit einem knappen Sieg zufrieden. „Ich hoffe nicht, dass wir unser Pulver verschossen haben. Aber neun Tore werden wir mit Sicherheit nicht schießen gegen Juventus“, sagte Manuel Neuer. Im Duell der beiden Nationaltorhüter erwischte es ihn bei weitem nicht so hart wie Gegenüber René Adler, aber die zwei Gegentore wurmten ihn. Wie auch die Verantwortlichen.
„Vier Gegentore in kurzer Zeit auch nach Ecken. Ich bin kein Mahner, sondern ich weise lediglich darauf hin“, erinnerte Sammer. Bastian Schweinsteiger, der nach einer Blessur kurz vor Spielende selbst Entwarnung gab, forderte ein zu Null gegen die Italiener. „Am Dienstag dürfen wir kein Gegentor kassieren. Das wird für das Rückspiel sehr wertvoll.“