HSV-„Sonny“ lächelt über Seeler-Vergleich
Augsburg (dpa) - Mit HSV-Legende Uwe Seeler wollte sich „Sonny“ trotz seines fünften Saisontores dann doch nicht vergleichen lassen. „Ich hab' ihn nie gesehen - aber er war sehr gut, hab' ich gehört“, meinte Hamburgs Südkoreaner Heung-Min Son nach dem 2:0 beim FC Augsburg.
Son räumte wahrheitsgemäß ein: „Da muss ich wohl noch mehr Tore machen.“ Der Vergleich ist natürlich irrsinnig. Seeler gelangen in 19 Jahren und 476 Meisterschaftsspielen für den HSV 404 Tore. Son, der nicht einmal Stürmer ist, sondern im offensiven Mittelfeld wirbelt, brachte es in bisher 49 Partien auf erst 13 Treffer. Mit dem jüngsten immerhin leitete der Fußballprofi am Freitagabend den Sieg in Augsburg ein. So viel lässt sich sagen: Son wächst immer stärker zu einem Hoffnungsträger beim Hamburger SV heran.
„Er ist noch jung, muss noch ein bisschen konstanter werden. Aber wenn man das Tor sieht: überragend“, befand selbst Rafael van der Vaart, Hamburgs gefeierter Millionen-Heimkehrer. In Schwaben stand auch der Niederländer etwas im Schatten von Son: Zu den meisten Sprints setzte der Asiate an, er war zweikampfstark und lauffreudig wie kaum ein anderer Hamburger, er gab die meisten Torschussvorlagen. Und mit seinem einzigen eigenen Versuch traf er in der 13. Minute.
„Solche Tore machen Spaß“, plauderte Son über seinen Schlenzer mit links ins lange Eck - und schob in noch nicht ganz ausgereiftem Deutsch hinterher: „Das kommt vom Üben, jetzt muss man so weiter üben.“ Zum Üben hat ihn über Jahre vor allem sein Vater Wong-Jung gedrängt - und der dürfte auch dafür sorgen, dass sich Son nicht auf seinen bisherigen Leistungen ausruht. „Er ist schon sehr anstrengend, sehr kritisch. Er wird sagen: Schnell vergessen, nächste Woche spielen wir wieder, so ist er immer“, erzählte der 20-Jährige.
Sons Geistesblitz stand auch deshalb so im Mittelpunkt, weil dem HSV ansonsten nur wenig Geistreiches in Augsburg einfiel. Die Gastgeber dominierten fast die gesamte Partie, der HSV wagte sich selten nach vorne - und traf dann doch zweimal. Mit seinem 2:0 entschied der Lette Artjoms Rudnevs (63.) eine Partie, in der die Hanseaten noch keineswegs wie ein Spitzenteam auftraten. „Wir müssen noch mehr bringen“, gestand Sportdirektor Frank Arnesen - und vergaß natürlich auch das Tiefstapeln nicht: „Wir wollen uns ja nicht ganz oben ansiedeln, sondern unter die Top Zehn kommen.“
Dabei hat vor allem die Kombination aus van der Vaart und Son die Hoffnung auf den Europapokal wieder genährt in einer Fußball-Stadt, die ihren Ansprüchen seit Jahren mit dem Fernglas hinterherschaut. Erste Indizien, dass es tatsächlich wieder aufwärts geht, hat zumindest Marcell Jansen ausgemacht: „Wir haben nach schwachem Beginn eine Reaktion gezeigt. Da war ich selber verwundert: Wenn man mal die vergangenen Jahre zurückguckt, sind wir meistens untergegangen oder haben den Faden komplett verloren“, erkannte der Außenverteidiger.