HSV-Suche nach Arnesen-Nachfolger ohne Hast
Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV fährt eine Doppelstrategie: Eigentlich will sich der Fußball-Bundesligist bei der Suche nach einem neuen Sportchef keinen Schnellschuss leisten und einen Volltreffer landen, andererseits darf er sich keine Zeit nehmen.
Der Nachfolger des beurlaubten Dänen Frank Arnesen muss die neue Saison jetzt planen und Transfers einfädeln, nicht erst in einigen Wochen. Als Favorit auf den Posten soll Jörg Schmadtke gelten. „Ein interessanter, großer Club, sehr traditionsreich. Da gibt es viel zu tun“, sagte Schmadtke der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und verriet: „Es gibt zwei, drei Kandidaten, mit denen sie sich beschäftigen.“ Gehandelt werden auch Chef-Allrounder Felix Magath und Oliver Kreuzer, Sportchef des Karlsruher SC.
Der Hamburger SV wollte sich zum Stand der Verhandlungen nicht äußern. „Wir sagen gar nichts. Wir machen unseren Job“, teilte der Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Ertel am Donnerstag mit. „Wenn es etwas zu vermelden gibt, machen wird das. Vorher nicht.“ Dem Journalisten, der vor vier Monaten zum Chef des Kontrollgremiums gewählt worden war, ist die Last der Verantwortung anzumerken. Einen Tag zuvor hatte Andreas Rettig abgesagt. Der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) galt ursprünglich als Favorit im Kreis der Kontrolleure. Ob sich der Aufsichtsrat am Sonntag trifft, wie das „Hamburger Abendblatt“ meldete, wollte Ertel ebenfalls nicht bestätigen: „Das sind alles Spekulationen.“ Einladungen an die Ratsmitglieder gab es bis Donnerstagnachmittag jedenfalls nicht.
Eine ähnlich unrühmliche Prozedur wie bei der Suche nach einem Nachfolger für den entlassenen Dietmar Beiersdorfer will der HSV unter allen Umständen vermeiden. Damals dauerte der Prozess, schließt man die Interimslösungen Bernd Hoffmann und Bastian Reinhardt aus, runde zwei Jahre. Diesmal wird die Suche umfangreicher. Am Donnerstag verkündete der HSV auch das Aus für Co-Trainer Frank Heinemann. Der nahm auch das letzte Vereinsangebot zur Vertragsverlängerung nicht an und kehrt stattdessen zurück zu seinem Heimatclub VfL Bochum. Trainer Thorsten Fink bedauerte den Abgang: „Wir verlieren ihn nur sehr ungern.“
Unterdessen äußerte Frank Arnesen Verständnis für seine Beurlaubung. „Natürlich bin ich enttäuscht darüber, dass ich meinen Vertrag nicht bis zum Ende erfüllen werde. Aber ich kann die Entscheidung des Vereins respektieren und akzeptiere sie auch“, teilte er am Donnerstag auf der Homepage des HSV mit und ergänzte: „Hintergrund für die Entscheidung sind neben finanziellen Überlegungen auch unterschiedliche Auffassungen über die langfristige sportliche Ausrichtung des Vereins.“
Ob mit den Finanzen das eigene Konto gemeint war, ist unklar. Das jährliche Salär für den Dänen, der bei Transfers nicht das glücklichste Händchen bewiesen hatte, soll 1,8 Millionen Euro betragen haben. Das Gehalt für den Nachfolger will der HSV deutlich reduzieren. Möglichst um die Hälfte.