Hunts Wahl: Werder-Ikone oder neue Herausforderung?
Jerez (dpa) - Aaron Hunt könnte endgültig zur Werder-Ikone werden. In einer Reihe mit Bremens Ehrenspielführern Dieter Eilts oder Marco Bode zu stehen - das kann sich Hunt sehr gut vorstellen.
Dafür muss der Fußball-Profi allerdings seinen im Sommer auslaufenden Vertrag beim Bundesligisten verlängern. „Natürlich spielt das in meinen Überlegungen eine Rolle“, sagte Hunt: „Aber da gibt es noch andere wichtige Punkte, über die ich mir Gedanken mache.“
Im Moment scheint der 27-Jährige hin- und hergerissen zu sein. „Ich bin nicht erst seit ein oder zwei Jahren bei Werder, dann würde es mir vielleicht etwas leichter fallen. Ich bin eine Ewigkeit hier - und dann ist das keine Entscheidung, die ich mal eben so in einer oder zwei Wochen treffen kann“, erklärte Hunt. Werder setzt vor allem auf den Faktor Vereins-Identifikation.
Mit 14 Jahren kam Hunt aus dem Harz in den Norden. Er durchlief sämtliche Jugendteams, ehe er mit 17 Jahren sein Bundesliga-Debüt unter dem damaligen Trainer Thomas Schaaf gab. Bis heute ist er Werders jüngster Torschütze in der höchsten deutschen Spielklasse. Zuletzt schlossen ihn auch die Werder-Fans endlich in ihr Herz, verabschiedeten den Vizekapitän beim 1:0-Sieg gegen Bayer Leverkusen mit Standing Ovations. „Er ist so lange im Verein, er kann eine Werder-Ikone werden, auch wenn er nicht immer Everybodys Darling war“, meinte Sportchef Thomas Eichin.
Finanziell würde der Tabellenelfte der Bundesliga fast bis ans Äußerste gehen. Rund 2,6 Millionen Euro soll der dreifache Nationalspieler in Bremen verdienen. Obwohl die Norddeutschen weiter sparen müssen, wird sich das Werder-Angebot in ähnlichen Dimensionen bewegen. „Er kann sicher bei uns gut verdienen, doch nicht in Sphären wie bei anderen Spitzenvereinen. Ich werde mich bemühen, dass er keine Abstriche machen muss“, erklärte Eichin. Nach dem Ende des Trainingslagers im spanischen Jerez de la Frontera wird es erste Gespräche zwischen Werder und Hunt geben.
Denn die Hanseaten wollen Planungssicherheit. „Mitte oder Ende Februar möchte ich eine Tendenz haben“, sagte Eichin. „Ansonsten muss ich mich für die 10er Position umgucken, wen man noch findet. Da sollte man schon anfangen zu beobachten.“ Ein Verlust von Hunt im Sommer wäre für die Bremer ein heftiger Rückschlag. Der von Trainer Robin Dutt zum „Mittelfeld-Chef“ ernannte Profi ist die Schaltzentrale in der Offensive. Ohne ihn wären die Bremer noch tiefer im Abstiegskampf verwickelt. Drei Tore und vier Vorlagen stehen nach 17 Spielen zu Buche.
Sportlich gesehen spielt Hunt also eine starke Runde, anders als der Verein selbst. Mit Werder spielte er jahrelang in der Champions League, kämpfte um Titel. Aktuell ist der Club weit davon entfernt, sondern muss aufpassen, den Abstand zum Relegationsplatz zu halten. Hunt: „Natürlich möchte ich eine sportliche Perspektive haben. Als Fußballer will man immer weit oben und international spielen.“
Beobachtete man Hunt in den Tagen in Jerez, hatte man das Gefühl, er würde viel nachdenken. Der erste Ansprechpartner bleibt aber Werder, versicherte der Profi. Dennoch ist der Sohn einer Engländerin einer neuen Herausforderung, vor allem der Premier League, nicht abgeneigt. Im Gegenteil. „Wenn ich wechsle, würde mich das Ausland reizen“, gestand Hunt. Einen Transfer innerhalb der Bundesliga schließt Hunt zwar nicht aus, er ist aber unwahrscheinlich.