Klopp nimmt Rang zwei ins Visier
La Manga (dpa) - Vom Gejagten zurück zum Jäger. In den vergangenen drei Jahren überwinterte Borussia Dortmund stets auf einem direkten Champions-League-Platz. Nach dem Sturz auf den vierten Rang spricht niemand mehr vom Zweikampf mit dem übermächtigen FC Bayern.
Hauptkonkurrenten sind andere.
„Platz zwei in der Liga ist superschwer. Wir sind nun wieder in der Rolle des Jägers und gehen vollgeladen in die Rückrunde. Leverkusen hat uns im Nacken, Gladbach auch“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp eine gute Woche vor dem Rückrunden-Start in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.
Der Spitzenreiter aus München ist dem BVB bei zwölf Punkten Vorsprung erneut frühzeitig enteilt. „Wenn die Bayern sich im Training nicht gegenseitig über den Haufen laufen, kann die wohl keiner mehr holen“, kommentierte der Fußball-Lehrer.
Der Zweite Bayer Leverkusen (37 Punkte) und der Dritte Borussia Mönchengladbach (33) sind für die Borussia (32) das erklärte Ziel, um am Ende der Saison erneut die direkte Qualifikation für die Champions League und damit Millionen-Einnahmen sicher zu haben.
„Wenn wir am Saisonende Zweiter werden sollten, hole ich mir einen Lastwagen, fahr durch den Garten und freu mich“, scherzte Klopp. Angesichts der Ausnahmestellung des Triple-Siegers von der Isar wäre dieser Rang für ihn und seine Mannschaft als Erfolg zu werten. In den Spielzeiten 2011 und 2012 habe man die Bayern mit drei Titeln zwar bis zur „Weißglut“ treiben können. Aber der Rekordmeister habe „mit allem zurückgeschossen, mit dem man zurückschießen kann.“
Der Trainer sprach damit auch indirekt die Abwerbungen von Mario Götze im Sommer 2013 und die von Robert Lewandowski an, der nach Saisonende ablösefrei nach München wechselt. Und das Verletzungspech in der Hinrunde, das der BVB irgendwann nicht mehr kompensieren konnte. „Die Bayern haben die allergrößten Möglichkeiten, auf das zu reagieren, was im Fußball passieren kann. Es ist eine Topmannschaft mit einer Breite, die ihresgleichen auf diesem Planeten sucht“, erklärte Klopp. In einem Spiel könne man sie schlagen, aber: „Wir messen uns die ganze Zeit mit ihnen. Diesen Wettkampf kann man auf Dauer nicht gewinnen.“
So bleiben für den Revierclub neben dem zweiten Rang der DFB-Pokal mit dem Viertelfinale gegen Eintracht Frankfurt und die europäische Königsklasse. Gegner im Achtelfinale ist Zenit St. Petersburg. „Was den DFB-Pokal angeht, gibt es keine Limits. In der Champions League sind wir nicht gerade der Titelfavorit, aber das waren wir letztes Jahr auch nicht und sind trotzdem ins Finale gerutscht. Da würden wir uns auch ungern limitieren“, sagte er.
Sichtlich zugesetzt habe ihm die öffentliche Wahrnehmung der Leistungen seines Teams. So hatte der Erfolgscoach in der Hinrunde auch wiederholt empfindlich auf unliebsame Fragen von Medienvertretern reagiert. Dies habe er selbstkritisch hinterfragt und abgehakt.
Dennoch ärgerte sich Klopp über die Frage, ob man seine Mannschaft überhaupt für den Kampf um Platz zwei motivieren könne. „Wie könnte ein Mensch sich hinstellen und sagen: Für Platz zwei bin ich nicht bereit, etwas zu investieren. Das empfinde ich als dämlich. Das zeigt aber, dass so ein Gefühl in der öffentlichen Diskussion manchmal vermittelt wird. Als wenn Platz zwei nichts ist, bloß weil man mal Erster war“, sagte Klopp.