Ingolstädter „Kantersieg“ verziert Tabelle
Ingolstadt (dpa) - Ingolstadts Trainer Ralph Hasenhüttl musste nach der ungekannten Torflut schmunzeln.
„Jetzt steht da wenigstens eine zweistellige Zahl. Das sieht sonst blöd aus, wenn in der Tabelle 7:9 Tore steht oder so“, sagte der FC-Coach und erklärte gestenreich das nun verschönerte Tabellenformat mit weniger Leerzeichen.
„10:10 steht da nun - jetzt fällt es nicht mehr so auf“, ergänzte der FCI-Trainer. Das 3:1 im Aufsteigerduell gegen den SV Darmstadt beförderte den leidenschaftlichen Bundesliga-Neuling nicht nur mit einem verfeinerten Torverhältnis auf Platz acht in der Tabelle, sondern ließ die Oberbayern auch erstmals in der noch jungen Vereinshistorie über drei Tore in der deutschen Eliteliga jubeln.
„Was bei uns die interne Torschützenliste angeht, bin ich glaube ich klar vorne - bis zum Ende der Saison“, witzelte Doppeltorschütze Moritz Hartmann, als er als Tormaschine tituliert wurde. „Ein Bundesliga-Doppelpack ist etwas Besonderes, gerade wenn es der erste ist und zu einem Heimsieg führt. Den Tag werde ich so leicht nicht vergessen.“ Als einziger Profi der bayerischen Torminimalisten hat Hartmann mit drei Toren mehr als einen Saisontreffer auf dem Konto.
„Dass der 'Bomber' in der Box nicht so schlecht ist, wissen wir in Ingolstadt schon lange. Wir müssen ihn nur öfter in die Position bringen, dass er das Tor auch machen kann“, lobte der einstige Stürmer Hasenhüttl jenen Mann, der seit der 3. Liga für den FCI angreift.
Nach dem frühen Rückstand durch Aytac Sulu (9. Minute) brauchten die Gastgeber auf dem Weg zum „Kantersieg“ (Torwart Ramazan Özcan), um auf Touren zu kommen. Hasenhüttl passte seinen ursprünglichen Matchplan mit zwei Sechsern an, mehr und mehr rissen die Ingolstädter das Spiel an sich. Mit einem sehenswerten Distanzschuss unter die Latte sorgte der für den schwer verletzten Markus Suttner früh eingewechselte Robert Bauer für den Ausgleich. „Ich kann das alles noch nicht glauben“, schwärmte der Junioren-Nationalspieler nach seinem fünften Ligaeinsatz und seinem ersten Torschuss überhaupt im Oberhaus. „Davon werde ich auch noch meinen Kindern erzählen.“
Erst einmal stehen aber die nächsten Aufgaben an, wie das Auswärtsspiel bei Hannover 96. „Es ist super, dass wir jetzt 19 Punkte haben, aber man hat es letztes Jahr an Paderborn gesehen“, nannte Bauer das warnende Beispiel der Ostwestfalen. Nach 19 Zählern und Rang zehn zum Hinrundenende stieg Paderborn noch als Letzter ab. Aber bis zur Winterpause sind es noch ein paar Partien. „19 Punkte sind die halbe Miete, aber die halbe Miete reicht nicht, das wäre die Hälfte zu wenig“, mahnte Hasenhüttl.
Den Gute-Laune-Tag trübte Suttners Mittelfußbruch. Der Österreicher wird lange fehlen. „Das ist bitter“, haderte Hasenhüttl. In der Schlussphase regte sich der Trainer nach einem Foul am nach erster Diagnose nicht schwer verletzten Pascal Groß derart auf, dass er seinen Arbeitsplatz verlassen musste und in die Kabine ging. „Wenn man die Vorgeschichte mit einem verletzten Spieler kennt, ist es kein Wunder, dass du als Trainer so reagierst. Man möge es mir verzeihen“, entschuldigte sich der Österreicher. „Ich habe auch nichts Schlimmes gesagt, sondern nur, das ist scheiße.“