Stevens-Team versinkt im Berliner Schnee
Berlin (dpa) - Schneechaos, ein Eigentor von Eugen Polanski und nun auch noch Tabellen-Letzter: Für Trainer Huub Stevens und 1899 Hoffenheim war der Ausflug nach Berlin gründlich verdorben.
„Wenn du da unten stehst, weißt du, wie schwer es ist, das Quäntchen Glück zu haben. Das musst du dir erarbeiten“, sagte der enttäuschte TSG-Coach nach dem 0:1 gegen Hertha BSC. Beim Eigentor half auch das Hawk-Eye nicht. Der erkorene Retter Stevens kann bisher den Absturz der Kraichgauer nicht aufhalten. Mit weiter acht Punkten ist Hoffenheim nach dem 13. Spieltag Schlusslicht der Fußball-Bundesliga.
Hertha dagegen setzte seine Überraschungssaison mit dem siebenten „Dreier“ fort und mischt mit 23 Punkten als Vierter weiter in der Spitzengruppe mit. „Ein nicht unverdienter Sieg“, meinte Hertha-Coach Pal Dardai, auch wenn sein Team in Halbzeit zwei etwas den Faden verlor. „Man muss sich nicht schämen für das 1:0. Wir haben gut gearbeitet und uns gut auf die Bedingungen eingestellt“, ergänzte er.
Sein Team muss am Samstag beim souveränen Spitzenreiter FC Bayern ran. „Wir haben eine sehr fleißige Mannschaft, sind im Moment stolze Herthaner. Wir werden hart arbeiten und wollen auch als stolze Herthaner nach Hause kommen“, sagte Dardai zur schweren Aufgabe.
Hoffenheim wartet nun schon seit sechs Spielen auf einen Sieg und seit vier Partien auf ein eigenes Tor. In Berlin kam auch noch Pech dazu: Polanski bugsierte den Ball per Kopf ins eigene Tor (30. Minute). Schiedsrichter Guido Winkmann aus Kerken bemühte die Hawk-Eye-Tortechnik, die klar Tor signalisierte. „Wir haben zu wenige Leidenschaft gezeigt“, räumte Nationalspieler Kevin Volland ein: „Und dann verlieren wir so ein wichtiges Spiel durch so ein Gurkentor.“
Nach 13 Minuten kam vor 37 045 frierenden Fans erstmals Farbe ins Spiel. Der Referee ließ den weißen Spielball gegen einen orangen eintauschen. Hertha hatte die leuchtenden Spielgeräte vorsorglich bereitgelegt. Pünktlich mit dem Anstoß überzog der erste Wintereinbruch Berlin: Dichtes Schneegestöber verwandelte den grünen Rasen des Olympiastadions in eine weiße Rutschfläche. „Wenn es andere Wetterbedingungen gibt, musst du schlau sein. Das haben wir nicht getan“, wetterte Stevens.
Erster Leidtragender des Wetters war zunächst Salomon Kalou, zuletzt mit einem Dreierpack Herthas Matchwinner in Hannover. Nach einer Eingabe des agilen Japaners Genki Haraguchi rutschte der Ivorer beim Schuss aus, der Ball ging aus guter Position weit am Hoffenheimer Gehäuse vorbei (17.). 13 Minuten später wurden die Berliner, die weiter ohne ein Dutzend verletzter Spieler auskommen müssen, für ihren größeren Aufwand und Einsatz belohnt. Eine Freistoß-Eingabe von Marvin Plattenhardt flog von Polanskis Kopf hinter die Torlinie.
Nach der Pause kamen die Gäste, bei denen Kevin Kuranyi erst für die letzten fünf Minuten eingewechselt wurde, besser zum Zuge. Zählbares kam nicht heraus. Volland vergab die größte Ausgleichschance, als er den Ball aus zehn Metern über das Berliner Tor schoss (76.). Ein Kopfball von Eduardo Vargas ging knapp am Pfosten vorbei (82.). „Wir haben nur in den zweiten 45 Minuten gezeigt, dass wir es verstanden haben, wo wir stehen in der Tabelle“, sagte Stevens verärgert.
Auch in Berlin waren die Sicherheitsvorkehrungen nach dem Terrorakt von Paris und dem abgesagten Länderspiel in Hannover verstärkt worden. Die Maßnahmen waren aber nur dezent spürbar. „Es ist ein besonderer Spieltag“, erklärte Hertha-Präsident Werner Gegenbauer. „Ein Spieltag, an dem wir alle Mitgefühl und Trauer, aber auch Mut, Kraft und Zuversicht zeigen wollen und werden.“