Bayer 04 Leverkusen Jonathan Tah: Schwergewicht in jeder Beziehung

Jonathan Tah steht am samstag mit Bayer 04 Leverkusen gegen Bayern im Blickpunkt. Das Spiel des 19-Jährigen beeindruckt alle.

Foto: Witters

Leverkusen. Roger Schmidt kann sich noch genau an das erste Gespräch erinnern. „Es wurde erstmal dunkel, als er zur Tür hereingekommen ist.“ Der Gesprächspartner von Bayer Leverkusens Trainer im Sommer war Jonathan Tah. Schmidt wollte ihn überzeugen, zur Werkself zu wechseln. Tatsächlich ist der 19-Jährige eine imposante Gestalt. Bei 1,94 Meter Körpergröße bringt der Innenverteidiger 98 Kilogramm auf die Waage.

So eindrucksvoll seine körperliche Erscheinung ist, so überzeugend ist auch das Talent des gebürtigen Hamburgers, der in der vergangenen Saison an den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf ausgeliehen war und dort einer herausragenden Hinrunde eine schreckliche Rückserie folgen ließ. Schmidt hatte schnell die richtigen Argumente für einen Wechsel vorgebracht — wohl auch, weil sie dem jungen Mann in Leverkusen Zeit geben wollten, sich langsam zu entwickeln. Eigentlich. Tah hat bis 2020 unterschrieben.

„Es gab sicher bei ihm Leistungsschwankungen, aber auf sehr hohem Niveau. Er war schon lange auf unserem Radar, deswegen haben wir das durchgezogen“, erzählt Schmidt heute. Rund acht Millionen Euro haben die Leverkusener für den Innenverteidiger an den HSV überwiesen. Sinnvoll investiert: Tah hat bisher alle 30 Spiele in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal über 90 Minuten absolviert. Trotz seiner körperlichen Kompaktheit ist er ungeheuer schnell und sehr versiert im Zweikampf. Allein in der Königsklasse hat Tah eine Zweikampfquote von 65 Prozent gewonnener Zweikämpfe vorzuweisen. „Dass er immer spielen würde, das war nicht geplant“, sagt der Trainer.

Aufgrund der Verletzungen seiner Teamkollegen Ömer Toprak und Kyriakos Papadopoulos musste Tah aber sofort ins kalte Wasser springen. Das Urteil seines Trainers ist eindeutig. „Die Spielzeit hat er sich verdient“, sagt Schmidt. Tah selbst ist stets zurückhaltend. „Ich möchte mich einfach als guter Bundesligaprofi etablieren“, sagt er. Sowohl auf dem Platz als auch außerhalb ruht der hünenhafte junge Mann in sich. Sein ehemaliger Kollege in der U16-Nationalmannschaft und heutige Profi von Hertha BSC, Sinan Kurt, weiß um die Persönlichkeit Tahs: „Er war schon immer größer als alle anderen und auch immer schon der Papa in der Mannschaft.“

Tah lässt sich von dem unsteten Bundesligaleben nicht beeindrucken. Er hat seine Ziele bereits in seiner Jugendzeit benannt und verfolgt sie bis heute fast streberhaft. Seine professionelle Haltung bestimmt seinen Lebenswandel, seine Ernährung, seinen Umgang mit seinem Körper. „Er wird nicht durchdrehen, weil er ein paar gute Spiele gemacht hat. Auch deswegen wird er noch besser werden“, prophezeit Schmidt. Schon jetzt gilt Tah als ein Kandidat für die Nationalmannschaft. „Man muss das schon so einschätzen, dass er dafür in Frage kommt“, sagt Schmidt. Auch einige größere europäische Klubs haben ein Auge auf den 19-Jährigen geworfen. Samstagabend wird sich Tah gegen die Bayern auf höchstem Niveau beweisen müssen. Zweifel, dass das funktioniert, haben sie in Leverkusen schon lange nicht mehr.