Jürgen Klopp hinterlässt eine Großbaustelle

Weinende Fans, Beerdigungsgesichter im BVB-Vorstand, ein zunächst tief durchatmender Jürgen Klopp. Selten ist die Entscheidung eines Trainer mit derart viel Pathos begleitet worden. Und man muss sagen: dieser glaubwürdige Pathos ist hart erarbeitet.

Foto: Judith Michaelis

Jürgen Klopp hat den Rahmen ganz ausgefüllt, den ihm der Verein geboten hat, nie zuvor hat ein Trainer einen Club derart geprägt, wie Klopp das in Dortmund gelungen ist. Das ist positiv wie negativ. Aber das sagt vor allem etwas über die Dimension dieser Trennung.

Am Mittwoch wurde deutlich, wer von beiden Parteien den einfacheren Weg vor sich hat: Es ist der aufgeräumt wirkende Jürgen Klopp. Der BVB muss den Verein auf einer Großbaustelle von seinem Trainer-Ideal und einem weithin zweifelnden Kader freischaufeln. Und er muss einem neuen Trainer einen Weg aufzeigen, auf dem es jenem möglich ist, mit dem Schatten Klopps leben zu können.

Da ist viel Ungewissheit. Klopp hingegen hält abseits einer partiell emotionalen Schieflage wegen einer verlustig gegangenen Liebe alle Trümpfe in der Hand: Er hat die Chance an seinem zuletzt bröckelnden Image zu arbeiten, indem er sich auch mal rausnimmt — und damit nach einem abgeklungenen Klopp-Hype eine neue Begehrlichkeit schafft, wie das zuletzt Pep Guardiola oder Thomas Tuchel mit einer einjährigen Pause gelungen war.

Er wird sich einen europäischen Spitzenverein aussuchen können, vor allem sein Ruf in der Premier League ist legendär. Und: Klopp ist ein Abschied vom BVB gelungen, der ihm theoretisch jeden Weg zurück frei hält — wie und wann auch immer. Wohl dem, der diese Möglichkeiten hat.