Klopp macht Weg in BVB-Zukunft frei
Dortmund (dpa) - In einem der wohl schwierigsten und sentimentalsten Momente seiner Laufbahn bewahrte Trainer Jürgen Klopp die Contenance.
Neben seinen Weggefährten Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc sitzend, die sehr bedrückt wirkten und den Tränen nahe waren, schenkte sich Klopp einen Kaffee in die schwarz-gelbe Tasse ein, ehe es höchst emotional wurde. Nun ist klar: Die gemeinsame Erfolgsgeschichte bei Borussia Dortmund geht am 30. Juni vorzeitig zu Ende, Klopp macht den Weg in die Zukunft frei.
„Ich habe festgestellt, dass ich die Frage, ob ich noch der perfekte Trainer für diesen außergewöhnlichen Verein bin, nicht mehr eindeutig mit ja beantworten konnte“ - und weil sich dieser Trend in Klopp immer intensiver offenbarte, vollzogen er, BVB-Chef Watzke und Sportdirektor Zorc die Verkündigung des laut Klopp „unglaublich schweren“ Schrittes schon jetzt.
„Man ist Profi und muss so eine Entscheidung treffen“, sagte Klopp, den Watzke im siebten und letzten Jahr des gemeinsamen Wirkens in allerhöchsten Tönen lobte: „Es waren fantastische Erfolge und eine unfassbar gute Zusammenarbeit.“ Klopp werde „der ewige Dank aller Borussen zuteil“. Zu einem Nachfolger - im Gespräch ist Thomas Tuchel als einstiger Klopp-Nachfolger bei Mainz 05 - mochte niemand Stellung nehmen. „Sicherheit vor Schnelligkeit“, meinte Watzke lediglich.
Eines betonte Klopp nach der „absolut richtigen Entscheidung“ mit Nachdruck: „Es ist nicht so, dass ich müde wäre.“ Und es gebe auch „keine Probleme mit der Mannschaft“, sondern nur ein gemeinsames finales Ziel: „Noch einmal auf dem Lastwagen um den Borsigplatz zu fahren.“ Dort, in der traditionellen Heimat der BVB-Familie, feierten Klopp und Co. die deutschen Meisterschaften 2011 und 2012 sowie den Pokalsieg (2012). Gemeinsam standen sie 2013 zudem im Königsklassen-Endspiel, das gegen Bayern München 1:2 verloren ging.
„Wir wollen die Saison so überragend wie möglich zu Ende bringen“, meinte Klopp, der mit dem BVB im Halbfinale des DFB-Pokals beim langjährigen Rivalen Bayern steht, in der Liga als Tabellenzehnter aber nur vage Chancen auf einen Europa-League-Platz hat. Zorc: „Es wäre eine extreme und enorme Leistung, noch in die europäischen Ränge zu gelangen.“
Er und sein Team („Es gab nie einen Riss zwischen mir und der Mannschaft“) hätten jetzt „noch ganz viel zu tun; jetzt werden alle Kräfte gebündelt“ - der „Wettkampftyp“ Klopp will bis zum vorzeitigen Schluss seines ursprünglich bis 2018 laufenden Kontrakts noch einmal alles geben.
Zuvor führten Klopp, Watzke und Zorc intensive Gespräche. Danach habe das Trio „die gemeinsame Entscheidung getroffen, dass der Weg, den wir sieben Jahre lang mit unglaublichem Erfolg gegangen sind, am Saisonende zu Ende geht. Das hat mich und Jürgen sehr angefasst“, sagte Watzke. „Das einzige, was mich in diesen Momenten ein Stück weit tröstet, ist, dass unsere Freundschaft mit Sicherheit bestehen wird.“ Die Trennungsgespräche hätten auf Klopps Initiative stattgefunden.
Der bedankte sich für die langen Jahre: „Ich durfte eine ganz, ganz großartige Geschichte schreiben.“ Zorc wandte sich in sehr persönlichen Worten an den Scheidenden: „Wir haben die letzten sieben Jahre ein modernes Fußball-Märchen geschrieben. Du hast diesem Club, aber auch mir persönlich, viel Energie und Optimismus mitgegeben. Ich glaube, alle BVB-Mitarbeiter und unsere Mannschaft sollten dir den Abschied bereiten, der diesen sieben Jahren gerecht wird. Es war eine wunderbare Zeit der Zusammenarbeit.“
Ein Fremdverschulden „an dieser Geschichte“ gebe es nicht, machte Klopp deutlich, ehe er dem BVB und dessen Verantwortlichen Mut für die Zukunft machte: „Ein bisschen neuer Wind schadet gar nicht. Und es wird nichts verloren gehen. Der Verein ist größer als wir alle. Ich bin total dankbar, dass ich da teilhaben durfte.“ Und ganz weg wird er nicht sein. Mit einem Augenzwinkern verriet Klopp: „Ich habe mir schon drei Dauerkarten gesichert.“