Kehl, Olic und Co. - Dauerpatienten auf Weg zurück

Berlin (dpa) - Neue Saison, neues Glück: Verletzungspechvögel wie Sebastian Kehl, Ivica Olic und Chinedu Obasi wollen es wieder wissen. Monatelang quälten sie sich Tag für Tag in der Reha, Stück für Stück arbeiteten sie sich zurück.

Nun lockt die große Bundesliga-Bühne als Kontrastprogramm zum einsamen Kraftraum. Die Stars kämpfen noch um ihre Bestform und einen Platz in der ersten Elf - in der vergangenen Spielzeit nahmen andere ihre Hauptrollen auf dem Fußball-Rasen ein.

Sich erst einmal hinten anzustellen, „ist manchmal schwierig zu akzeptieren, vor allem, wenn sich die Mannschaft in der Zwischenzeit gefunden hat“, sagt der Heidelberger Sportpsychologe Hans-Dieter Hermann ganz allgemein. „Da ist ein Spieler auch mal zerrissen, weil er der Mannschaft den Erfolg gönnt, aber auch selber spielen will. Aber wer einen Status in der Mannschaft hat und sich im Training gut präsentiert, bekommt in der Regel auch schnell wieder eine Chance.“

Der defensive Mittelfeldspieler Sebastian Kehl muss sich bei Borussia Dortmund gegen die starken jungen Sven Bender, Ilkay Gündogan und Moritz Leitner behaupten. „Natürlich muss ich noch einiges aufholen“, sagt der Routinier des deutschen Meisters.

Der Dauerverletzte sammelte in den vergangenen beiden Spielzeiten nur 12 seiner 227 Bundesligaeinsätze, zuletzt schaute er wegen einer Hüftverletzung nur zu, wie der BVB die Liga beherrschte. Abseits des Rasens wurde der 31-Jährige aber seinen Aufgaben als Kapitän gerecht. „Soweit ich das von außen beobachten kann, ist das ein positives Beispiel, weil er nah an der Mannschaft geblieben ist und dadurch auch in der Verletzungszeit ein Teil von ihr war“, sagt Hermann.

Doch die Rückkehr von Dauerpatienten ist nicht immer einfach. Kaum Spielpraxis, Trainingsrückstand und der Kopf kann zum Problem werden. „Hochleistungssportler, bei denen der Sport der Lebensmittelpunkt ist, haben in der Zeit wenig Selbstbestätigung bekommen. Einige sind dann wenig selbstbewusst“, so Hermann. „Es gibt aber auch Spieler, die sind höchstmotiviert oder sogar übermotiviert.“ Einige würden sich freuen, wieder vor Publikum zu spielen, andere besorgt das.

An Selbstbewusstsein mangelt es Chinedu Obasi (Schienbein-OP) wohl kaum. „Die Konkurrenz ist nicht das Problem. Ich muss fit sein, dann weiß ich, was ich kann“, sagt der Flügelspieler von 1899 Hoffenheim im „kicker“. Der Nigerianer könnte gleich wieder gesetzt sein, obwohl seine letzten Ligaminuten mehr als acht Monate her sind. Fast zwei Jahre nach seinem letzten Pflichtspiel für den Hamburger SV kehrte Romeo Castelen in der Vorbereitung zurück. Knorpelschäden im Knie hatten den flinken Offensivspieler immer wieder ausgebremst, gleich vier Operationen ließ der 28-Jährige über sich ergehen. Nun will sich der Niederländer im Training aufdrängen.

Motiviert ist auch Dauerrenner Olic. „Ich werde noch hungriger zurückkommen“, versprach der Kroate zum Trainingsauftakt des FC Bayern. Doch während der kroatische Stürmer nach seiner Knie-OP Anfang November (Außenmeniskus- und Knorpelschaden) zwangspausierte, lief ihm Torschützenkönig Mario Gomez den Rang ab. Hinzu kommt der beste Torjäger aus Liga zwei, Nils Petersen. Und die Topform aus seiner ersten Münchner Saison mit unermüdlichem Einsatz und wichtigen Toren hat Olic noch nicht. Eine Chance könnten die Verletzungen anderer Pechvögel sein - von Franck Ribéry und Arjen Robben.