Fußball-Bundesliga Kevin Volland - Leverkusens Königstransfer

Für angeblich rund 20 Millionen Euro holt Bayer 04 Kevin Volland aus Hoffenheim. Nie zahlte der Club mehr für einen Fußballer.

Foto: dpa

Leverkusen. Michael Schade machte sich Freitagvormittag wohlgelaunt gen Berlin auf. Beim DFB-Pokalfinale heute darf sich Bayer Leverkusens Geschäftsführer auf Schulterklopfer aus der Branche freuen: Neben den Finalisten Borussia Dortmund und FC Bayern München gehört Leverkusen nämlich zu den Gewinnern der Woche: Zuerst verpflichteten die Rheinländer vom FSV Mainz den österreichischen Nationalspieler Julian Baumgartlinger als Alternative im Mittelfeld, am Freitag dann folgte der noch größere Coup: Von 1899 Hoffenheim wechselt National- und Offensivspieler Kevin Volland nach Leverkusen.

Foto: Bayer 04

Sage und schreibe rund 20 Millionen Euro sollen — natürlich hier wie dort unbestätigt — gen Süden fließen, immerhin hatte der 23-Jährige noch einen bis 2019 laufenden Kontrakt im Kraichgau. In Leverkusen unterschrieb er am Donnerstagabend nach medizinischem Check einen Fünfjahresvertrag. Der Transfer ist auch ein Statement von Bayer 04: Der teuerste Spielereinkauf der Vereinshistorie gilt als Königstransfer — und hebt den Club noch einmal auf eine neue Stufe. „Wir wollten uns vor allem breiter aufstellen. In der Spitze ist es schwierig, weil wir eine hervorragende Elf haben, aber wir haben in der Vergangenheit erlebt, wie die Bayern gegen uns in der 70. Minute Arjen Robben und Thomas Müller eingewechselt haben“, berichtete Schade von einem prägenden Erlebnis. Natürlich kommt es den Leverkusenern zugute, nach Platz drei in der Bundesliga mit fixen Einnahmen aus der Champions League kalkulieren zu können. Jetzt soll auch der nächste Schritt in der Königsklasse erfolgen, in der man in der vergangenen Saison unnötig nach der Gruppenphase ausgeschieden war.

An Volland hatte Bayer 04 lange gebaggert, stand schon in der vergangenen Saison kurz vor einer Verpflichtung, seinerzeit verlängerte Volland aber noch in Hoffenheim. Leverkusens Manager Jonas Boldt hielt den Kontakt trotzdem beständig und hatte nun die Nase vorn vor „einer Reihe von Konkurrenten, die ihn wollten“, wie Schade sagt. Auch Borussia Mönchengladbach soll sich um den sechsmaligen Nationalspieler bemüht haben, schon ein Jahr zuvor war auch Borussia Dortmund interessiert an Volland, der als einer der Verlierer der EM-Nominierung von Bundestrainer Joachim Löw gilt. Trotz einer guten Rückrunde hatte der kräftige, spiel- und laufstarke Angreifer mit einer schlechten Bundesliga-Vorrunde einigen Kredit verspielt.

In Leverkusen ist man damit variabel wie kaum ein anderer in der Offensive besetzt. Dass Admir Mehmedi den Verein noch verlassen wird, ist ein offenes Geheimnis, der Schweizer kann sich über die EM für einen neuen Arbeitgeber empfehlen. Zum Vertrag aussitzen in der zweiten Reihe taugt er nicht. Volland jedenfalls dürfte die Nase vorn haben. „Bayer 04 ist für mich der ideale Verein, um meine Entwicklung weiter voranzutreiben und mich auch auf internationaler Ebene zu präsentieren“, sagte Volland, der vor Hakan Calhanoglu (rund 14,5 Millionen Euro), Charles Aranguiz (13,0), Javier Hernandez (12,0) und Kevin Kampl (11,0) nun der teuerste Profi ist, in den Bayer für seine sportliche Zukunft investiert. Baumgartlinger ist mit vier Millionen Euro vergleichsweise preiswert.

Ohne Zweifel investiert Leverkusen inzwischen ansehnlich, immer aber auch nach einem festen Konzept. Jung müssen die Spieler sein, schnell helfen können und nach einer Zeit von zwei, drei Jahren grundsätzlich mit Gewinn zu veräußern sein. So schafft sich der Club Werte, die es ihm auch ermöglichen, für junge Spieler durchaus viel Geld in die Hand zu nehmen. Wie jetzt im Fall Volland.