Trainer mit Dreijahresvertrag Klassenverbleib und neue Ära: Kohfeldt lässt Werder träumen
Bremen (dpa) - Ganz konnte sich Werders Cheftrainer Florian Kohfeldt den Fragen über seine Zukunft nicht entziehen. Dabei sollte es einen Tag nach der Unterzeichnung seines neuen Vertrages in Bremen vor allem um die Gegenwart und das anstehende Bundesliga-Spiel am Freitag bei Hannover 96 gehen.
Doch erst einmal ging der Blick des 35-Jährigen auf die jüngste Vergangenheit. „Es war eine intensive Zeit“, erinnerte er auf der Pressekonferenz an die vergangenen fünf Monate. „Es ist extrem schön, mit der Mannschaft zusammenzuarbeiten, weil alle lernwillig und erfolgshungrig sind.“
Dass Kohfeldt am 3. April ein Arbeitspapier unterschrieb, kam nicht unerwartet nach der jüngsten Erfolgsserie. Dass er anders als seine Vorgänger Viktor Skripnik und Alexander Nouri mit einem Dreijahresvertrag statt mit einem Zweijahreskontrakt ausgestattet wurde, war indes ungewöhnlich.
Doch zeigte es, dass im Verein der Glaube an ihn riesig ist. „Ich habe immer betont, dass Kontinuität an den wichtigen Stellen im Verein ein wichtiger Faktor ist, um nachhaltig erfolgreich zu arbeiten“, sagte Sportchef Frank Baumann, dessen Vertrag nach „Kicker“-Informationen im Sommer verlängert werden soll. Drei Jahre seien ein guter Zeitraum „um anzufangen, etwas aufzubauen“, betonte der Meister-Kapitän von 2004.
Kohfeldt - der Aufbauer und Hoffnungsträger. Der letzte Werder-Trainer, der so viel Vertrauen bei den Club-Verantwortlichen, den Fans und Spielern genoss, war Meistercoach Thomas Schaaf. Doch das liegt schon lange zurück. Was nach Schaaf folgten, waren Jahre bestenfalls im Mittelmaß.
Doch diese Zeiten sollen bald vorbei sein. Zeiten, in denen sich der hanseatische Traditionsverein Jahr für Jahr in den Bundesliga-Niederungen wiederfindet und um den Klassenverbleib bangt. Und derjenige, der die Grün-Weißen ins gelobte Land der oberen Tabellen-Regionen führen soll, ist Florian Kohfeldt.
„Wir sollten in den nächsten Jahren nicht nur darüber nachdenken, die Klasse zu halten, sondern deutlich erfolgreicher zu sein“, sprach der Trainer ganz im Sinne Baumanns. Dabei soll der Nachwuchs eine besondere Bedeutung haben: „Wir wollen ein Top-Ausbildungsverein werden. Die Maxi Eggesteins sollen die Regel werden, nicht die Ausnahme sein“, meinte er mit Blick auf den U21-Nationalspieler.
Seit Ende Oktober ist der einstige U23-Trainer nun für die Profis verantwortlich. Unter ihm holten die Bremer in 18 Spielen 31 Punkte, sind seit neun Heimspielen ungeschlagen - was nur Otto Rehhagel und Schaaf zu Beginn ihren Amtszeiten schafften. Mit einem Sieg in Hannover wäre auch der letzte Zweifel am Klassenverbleib sechs Spieltage vor dem Saisonende beseitigt.
Doch wichtiger als die nackten Zahlen ist die Aufbruchstimmung im und um den Verein, die der in Delmenhorst bei Bremen aufgewachsene Kohfeldt verbreitet. Werder spielt wieder attraktiv, steht für etwas Positives, hat einen Wiedererkennungswert. „Jeder weiß, wie wir als Team Flo sehen. Die letzten Monate zeigen, was er aus der Mannschaft herausholt“, meinte Stürmerstar Max Kruse. Die Trainer-Personalie spiele in den Überlegungen über seine eigene Vertragsverlängerung daher „definitiv“ eine Rolle, betonte er.
Kohfeldt selbst hatte nach eigener Aussage keinen Gedanken an einen anderen Verein. Für ihn gab es zwei wesentliche Argumente, in Bremen zu bleiben: „Die sehr gute Zusammenarbeit mit Frank Baumann und eine Mannschaft, mit der man was entwickeln kann. Die Freude darauf ist groß.“