Knipser Kalou erwärmt Hertha-Herz
Berlin (dpa) - Das einnehmende Siegerlächeln brachte Salomon Kalou auch am Tag nach seinem ersten Tor-Coup für Hertha BSC mit auf den Rasen. Freunde, Familie und Ex-Kollegen hatten den Ivorer nach dem 1:0 über den VfL Wolfsburg mit Glückwünschen überschüttet.
„Triff weiter“, schrieb Didier Drogba, wie dessen ehemaliger Chelsea-Mitspieler Kalou berichtete. Mit dem ersten Treffer für seinen neuen Verein hatte der 29 Jahre alte Stürmer nicht nur den ersten Saison-„Dreier“ für den Berliner Bundesligisten gesichert. Kalou erwärmte sofort die Herzen der Fans, seiner Kollegen und der Vereinschefs. „Erst einmal ist er ein fantastischer Mensch“, begann Jos Luhukay seine Lobpreisung. „Wenn er dann auch sportlich erfolgreich ist, sind wir auf gutem Weg“, schloss der Hertha-Cheftrainer an.
„Für Kalou konnte es nicht besser laufen. Er hat das getan, was ein Stürmer tun muss. Er war zum richtigen Zeitpunkt am rechten Fleck“, kommentierte Michael Preetz das Siegtor des Angreifers von der Elfenbeinküste. Knapp zwei Millionen Euro hatte der Manager für den Last-Minute-Transfer ausgegeben, der bestbezahlte Hertha-Profi brachte bei seinem ersten Startelf-Einsatz die erste Rendite. Er sei wie ein Familienmitglied aufgenommen worden, sagte Kalou: „Das ist für mich wichtig. Es geht nicht nur um Fußball.“
Am Donnerstag kam Kalou bei herbstlichem Wetter in Berlin als einer der letzten Profis zum Auslaufen auf den Trainingsplatz und lächelte, obwohl es ziemlich windig war. Das zuvor raue Innenklima bei Hertha hat sich dank Kalou und einer herausragenden kämpferischen Leistung aller Berliner Spieler mit dem ersten Sieg seit fast fünf Monaten erst einmal normalisiert. „Wir brauchten den ersten Sieg, dann geht vieles leichter“, unterstrich Preetz: „Das ist ein Befreiungsschlag.“
Die Sportliche Leitung des Vorjahres-Elften, der als Aufsteiger nie etwas mit dem Abstiegskampf zu tun hatte, weiß genau um die psychologische Bedeutung des fünften Spieltages. „Die Situation war nicht einfach“, gestand Luhukay: „Man sieht, dass Teamgeist und Mentalität auch Qualität schlagen können.“
Ohne Frage hatte der VfL im Olympiastadion spielerisch wesentlich mehr zu bieten, konnte aber nichts Zählbares herausholen. „Wir haben ein Spiel verloren, das wir nie verlieren durften“, meinte Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking. Doch 70 Prozent Ballbesitz und 62 Prozent gewonnene Zweikämpfe blieben nur für die Statistik. „Das ist zu wenig für unsere Ansprüche“, räumte Abwehrmann Naldo ein.
Aggressivität, der unglaubliche Wille der Berliner und Kalous Kopfball waren mehr wert. „Da hat man eine Basis und Stabilität, da bekommt man Sicherheit“, bemerkte Luhukay: „In dieser Art und Weise hatten wir bislang noch nicht gespielt. Die Mannschaft hat uns alle mitgerissen. Es war ein Überlebenskampf über 94 Minuten.“
Dass spielerisch bei der mit acht Neuen bestückten Hertha noch eine Menge im Argen liegt, weiß der Niederländer am besten. „Unsere Fans haben es nicht leicht mit uns“, gestand Luhukay. Doch die 35 000 Berliner Anhänger spürten, dass ihre Spieler alles in die Waagschale warfen. „Ich habe keine Schwachstelle gesehen. Wir hatten eine unglaubliche Dynamik und Tempo. Es war ein Abend, den man fußballerisch nicht wirklich genießen konnte, aber es war pure Leidenschaft“, schwärmte Luhukay noch am nächsten Vormittag.
Am Sonntag in Augsburg müssen sich Hertha und Kalou neu beweisen. „Ich hoffe, dass er in nächster Zukunft sehr wertvoll für uns sein wird“, meinte Luhukay. Mittelfeldspieler Peter Niemeyer sieht in dem zweimaligen WM-Teilnehmer einen sehr positiven Menschen: „Er hat sicherlich mehr erreicht als jeder andere von uns. Trotzdem stellt er sich nicht aufs Podium.“