Koch bezieht nach Kritik an FCB-Test Stellung für DFB
München (dpa) - Nach der Kritik um den Testspiel-Ausflug des FC Bayern München nach Saudi-Arabien hat Vizepräsident Rainer Koch den Standpunkt des Deutschen Fußball-Bundes hervorgehoben.
„Wir vertreten ganz generell als DFB eine klare Position: Wir bekennen uns zur Einhaltung der Menschenrechte, zur Gleichberechtigung der Frauen, dem Recht auf freie Meinungsäußerung und verurteilen jede Form von Gewalt oder Diskriminierungen“, erklärte Koch im „kicker“. „Ich bin der Meinung, dass Gesellschaften sich am ehesten dann verändern, wenn man versucht, sie zu öffnen, Luft und Gedanken von außen reinzubringen. Jede sportliche Veranstaltung bringt auch brisante Themen wie Arbeitsbedingungen und Menschenrechte auf die Agenda.“
Die Münchner hatten am Samstag auf ihrer Rückreise aus dem Trainingslager in Katar ein Testspiel gegen Al-Hilal in Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens, mit 4:1 gewonnen. Dem Land werden zahlreiche Menschenrechtsverstöße und die Diskriminierung von Frauen vorgeworfen. Daraufhin hatten bereits mehrere Spitzenpolitiker den Club kritisiert.
Nicht nur der deutsche Fußball-Rekordmeister war für den Zwischenstopp auf der Rückreise von seinem Trainingslager gerügt worden, auch Sponsor Volkswagen. „Volkswagen hat das Trainingslager des FC Bayern München in Katar als Sponsor unterstützt. Testspiele in diesem Zusammenhang sind üblich“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. In Sponsorenverträgen werden Testspiele vertraglich festgelegt, wobei in diesem Fall der VW-Konzern den Vorschlag zum Spiel in Riad gemacht hat, dem der FC Bayern zustimmte.
Nur indirekt antwortete das Unternehmen auf die Frage der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, wie sich das Engagement von VW als Sponsor dieses Spiels mit den ethischen Grundsätzen des Unternehmens vertrage, wenn es saudi-arabischen Frauen verboten sei, Fußballspiele zu besuchen: „Grundsätzlich gilt: Der Volkswagen Konzern steht für ein friedliches Miteinander der Völker und verwahrt sich gegen jede Art von Diskriminierung, sei es wegen des Geschlechtes, der Abstammung, der Sprache, der Heimat und Herkunft, des Glaubens, der religiösen oder politischen Anschauungen oder der sexuellen Orientierung.“
Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte zuvor bereits klargestellt, dass es besser gewesen wäre, die Menschenrechtsproblematik „im Rahmen unseres Spieles in Saudi-Arabien deutlich anzusprechen“. Grundsätzlich habe die Politik in diesen Fragen die Richtlinienkompetenz. „Wir sind ein Fußballverein und keine politischen Entscheidungsträger, aber natürlich tragen am Ende alle, also auch wir, dafür Verantwortung, dass Menschenrechte eingehalten werden“, führte der Bayern-Boss am Mittwoch aus.
Ligapräsident Reinhard Rauball äußerte indes teilweise Verständnis für die umstrittene Saudi-Arabien-Reise. „Man wird die Einhaltung der Menschenrechte nicht dadurch erreichen, indem man bestimmte Länder ignoriert und nicht mehr besucht“, sagte er der „Bild“-Zeitung. „Der Fußball hat eine globale Strahlkraft, die er auch in Saudi-Arabien im Sinne unserer Werte nutzen sollte. Dies sollte im Dialog vor Ort geschehen.“