Köln, Hamburg, Berlin - Fußball-Hochburgen zittern
Frankfurt/Main (dpa) - Die Hauptstadt ohne Bundesliga-Fußball? Nach dem 0:6-Debakel von Hertha BSC gegen Bayern München wird dieses Szenario immer wahrscheinlicher. Während in den übrigen europäischen Metropolen der Spitzenfußball zu Hause ist, droht Berlin wieder zur Fußball-Diaspora zu verkommen.
Doch nicht nur an der Spree herrscht das große Zittern, auch bei den Traditionsclubs 1. FC Kaiserslautern, Hamburger SV und 1. FC Köln geht die Angst vor dem Absturz um. „Es ist klar, dass wir im Abstiegskampf stecken, mit acht oder neun anderen Mannschaften“, brachte Kölns Trainer Stale Solbakken die Situation acht Spieltage vor Saisonende auf den Punkt.
Die Hochburgen wanken, die Underdogs wittern Morgenluft. „Jetzt merkt man, dass Mannschaften wie Augsburg und Freiburg ein Team haben“, sagte Freiburgs Torwart Oliver Baumann nach dem 3:1-Coup beim HSV. Die im Winter noch abgeschlagenen Breisgauer mischen plötzlich wieder kräftig mit und haben zum ersten Mal seit dem 1. Oktober 2011 die letzten beiden Plätze der Tabelle verlassen.
Vom Relegationsplatz bis zum HSV auf Platz 14 sind es nur noch zwei Punkte, doch bei den Hanseaten geht man nach wie vor trotzig-selbstbewusst davon aus, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. „Wir sind nicht 18., nicht 17., nicht 16. - wir sind 14.“, sagte HSV-Sportchef Frank Arnesen. Mit nur zwei Siegen zu Hause sind die Hamburger aber auch das schwächste Heimteam der Liga. Für die Norddeutschen geht es nur noch um Schadensbegrenzung. „Das sind jetzt acht Endspiele für uns“, sagte Trainer Thorsten Fink.
Nicht mehr ganz so viel Zeit hat der 1. FC Kaiserslautern. Verlieren die Pfälzer, die trotz 16 Spielen ohne Sieg auch vorerst weiter an Trainer Marco Kurz festhalten, am Samstag in Freiburg, dürften die Lichter in der Pfalz ausgehen. Der Rückstand auf Freiburg würde dann auf acht Punkte anwachsen. „Mehr Endspiel geht nicht“, sagte FCK-Kapitän Christian Tiffert. Den rechten Glauben an den Klassenverbleib hat er aber nicht mehr. „Vielleicht ist, was die Qualität der Mannschaft betrifft, auch nicht mehr drin.“
Die Frage nach der Bundesligatauglichkeit muss sich mehr denn je auch der 1. FC Köln gefallen lassen. Ohne den gesperrten Lukas Podolski kassierten die Rheinländer am Sonntag in Hannover (1:4) die 14. Saison-Niederlage - kein Team in der Bundesliga hat in dieser Saison häufiger verloren. „Augsburg und Freiburg zeigen einen klaren Trend. Wir müssen erstmal Konstanz reinbringen“, warnte Verteidiger Christian Eichner.
Die Hoffnung rund um das Geißbockheim trägt nur einen Namen: Podolski. „Nächste Woche ist Lukas wieder dabei. Da geht immer was“, sagte Torwart Michael Rensing. Das Problem: der kommende Gegner heißt Borussia Dortmund. Der Meister hat seit 20 Spielen nicht verloren.
In Augsburg glauben sie derweil mehr denn je an das Wunder Klassenverbleib. „Wir hatten am Anfang der Saison zu viel Respekt vor unserem Gegner, jetzt hat jeder einzelne Spieler viel Selbstvertrauen und kann seine beste Leistung abrufen“, sagte FCA-Profi Daniel Baier. Vor allem die Heimstärke spricht für den Aufsteiger, seit sieben Partien ist der Tabellen-15. vor eigenem Publikum ungeschlagen.
Schockstarre herrschte am Montag immer noch in Berlin. Der vermeintliche Coup mit Trainer-Rentner Otto Rehhagel scheint nach drei Niederlagen in vier Partien zum Bumerang zu werden. Gegen die Bayern verunsicherte der 73-Jährige sein Team mit Taktik-Rochaden nur noch weiter. „Jetzt müssen wir uns erst einmal zwei, drei Tage davon erholen“, sagte Rehhagel - und verordnete den Spielern des Vorletzten eine Mischung aus Zusatztraining und öffentlichem Schweigen. Ruhig ist es noch in Mainz und Hoffenheim. Doch bei lediglich fünf Punkten Vorsprung auf Platz 16 sind auch diese beiden Clubs noch nicht durch.