Hertha-Therapie: Zusatzschicht ohne Worte
Berlin (dpa) - Der Worte über das Debakel gegen den FC Bayern sind bei Hertha BSC genug gewechselt, ab sofort soll es beim Krisenclub nur noch um die letzten acht Chancen im Abstiegskampf gehen.
Mit einem Zusatztraining hat für die total verunsicherten Berliner die Vorbereitung auf das nächste Endspiel bei Mainz 05 begonnen. Als ergänzende Therapie verordneten sich alle Protagonisten zu Wochenbeginn öffentliches Schweigen. „Jetzt müssen wir uns erst einmal zwei, drei Tage davon erholen und das Spiel abhaken“, hatte Trainer Otto Rehhagel schon unmittelbar nach dem 0:6 gegen die Münchner erklärt.
Die Krisensitzung am Sonntag hatte der 73-Jährige verpasst, da er als Wahlmann der CDU den Bundespräsidenten mitwählte. Am Montag stand Rehhagel beim Berliner Fußball-Bundesligisten wieder auf dem Übungsplatz. Manager Michael Preetz hatte zuvor jeden Zweifel an der in Berlin inzwischen umstrittenen Arbeit des Altmeisters zurückgewiesen und neuerliche Veränderungen in der Führungsriege Rehhagel, René Tretschok und Ante Covic ausgeschlossen: „In dieser Konstellation sind wir gefordert, richtige Antworten zu suchen.“
Nicht dabei war bei der Zusatzschicht am Montag neben den angeschlagenen Profis Thomas Kraft, der am Mittwoch wieder ins Teamtraining einsteigen soll, Änis Ben-Hatira, Christoph Janker und Andre Mijatovic sowie den Langzeitverletzten Fabian Lustenberger und Maik Franz auch Christian Lell. Der Verteidiger laboriert an einer Entzündung am Schienbein, teilte der Verein mit. Um den Ex-Münchner gab es zusätzliche Aufregung. „Die Mannschaft muss hier einiges ausbaden. Es gelingt nicht, uns richtig einzustellen“, hatte Lell das erstmalige Abrutschen des Clubs auf einen Abstiegsplatz kommentiert.
Die Hertha-Chefs sahen darin eine unangebrachte öffentliche Kritik an der sportlichen Leitung um Rehhagel. Manager Michael Preetz hatte Lell „zur Rede gestellt“, auch der Trainer war wenig amüsiert. „Es ist völlig klar, wo so etwas angebracht ist - intern“, sagte Preetz. In einer Presseerklärung von Hertha bedauerte Lell dann seine Äußerung gegenüber den Medien: „Ich hätte sie intern äußern müssen, ich wollte nichts und niemanden kritisieren.“
Auch die Inhalte der großen Aussprache mit Spielern, Manager und den Rehhagel-Assistenten waren intern geblieben. Co-Trainer Tretschok hatte deutlich gemacht, dass es weiter um Leidenschaft geht: „Wir haben der Mannschaft gesagt, dass dies vor allem zählt. Ich glaube nicht, dass wir derzeit irgendeine Mannschaft vor uns herspielen werden.“ Noch seien 24 Punkte zu verteilen.
Beim Übungsspielchen am Montag war viel Aggressivität zu spüren. Und als sich der nach einer Knieblessur ins Training zurückgekehrte Patrick Ebert lautstark über ein nicht geahndetes Foul erregte, hielt ihm Tretschok entgegen: „Was machst du denn im Spiel, wenn der Schieri nicht pfeift?“ Chef Rehhagel beschränkte sich auf kurze Einzelgespräche mit den Spielern. Schon zuvor hatte er hervorgehoben: „Ich bin überzeugt davon, dass wir es noch schaffen.“