Köln ist zurück im Abstiegskampf

Beim HSV feiert Trainer Michael Oenning mit dem 6:2 gegen den FC einen traumhaften Einstand.

Hamburg. 0:6 in München, Trainer weg, Vorstand weg und dann der Befreiungsschlag. Mit 6:2 (4:0) fegte der Hamburger SV den 1. FC Köln aus der Arena. Streckenweise mit Zauberfußball, der in Hamburg lange nicht zu sehen war.

Ein Traumeinstand für Michael Oenning, der nicht viel anders, aber alles richtig gemacht hatte. 57 000 Zuschauer rieben sich kurz nach 16 Uhr die Augen: Was ist denn da los? 4:0 führte ein entfesselnd aufspielender HSV, vier Tore, eines schöner als das andere, und ein Team, das endlich wieder Begeisterung versprühte — und das einige Geschichten schrieb. Die erste schrieb der neue Trainer selbst, weil er den Spagat zwischen Mitverantwortung an dem Debakel in München und Neubeginn unspektakulär vollzog.

Mit einem neuen Rechtsverteidiger, dem 21-jährigen Dennis Diekmeier, der eine spektakuläre Premiere im HSV-Trikot zeigte, und zwei alten Haudegen in neuer Rolle: Den zuletzt durchgefallenen einstigen Torjäger Ruud van Nistelrooy erweckte er zu neuem Leben und neuer Laufbereitschaft, und Zé Roberto machte er zum Spielgestalter hinter den Spitzen. Der HSV spielte so, wie es Oenning bei seiner Inthronisierung verkündet hatte: „Lieber vorne mehr Tore schießen, als sie hinten verhindern.“

In der 12. Minute staubte Mladen Petric einen Schuss von Änis Ben-Hatira ab. Dennis Diekmeier und Ben Hatira über rechts, Dennis Aogo und Eljero Elia über links, dazwischen die agilen Van Nistelrooy und Petric und dahinter Zé Roberto, der mit Pässen aus dem Fußgelenk die Sturm-Artisten bediente — die Kölner Abwehr verlor mehr und mehr den Überblick und ziemlich dumm den Ball, als sich Slawomir Peszko einen groben Fehlpass leistete, in den Ben-Hatira sprintete und mit einem wundervollen Heber Michael Rensing düpierte (32.). Sechs Minuten später schickte Ruud van Nistelrooy Mladen Petric steil in den Strafraum zum 3:0, weitere vier Minuten später erhöhte der Kroate auf 4:0.

Kölns Trainer Frank Schaefer: „Unmöglich, was meine Mannschaft im ersten Durchgang abgeliefert hat. So darf man nicht auftreten.“ Dass Mato Jajalo nach 50 Minuten auf 4:1 verkürzen konnte, beunruhigte kaum jemand, im Gegenzug erhöhte Gojko Kacar auf 5:1. Später durfte Zé Roberto als sichtbares Zeichen seines Schaffens noch einen „geschenkten“ Strafstoß verwandeln. Danach traf Lukas Podolski zum 2:6. „Eine bittere Niederlage, die auch in dieser Höhe verdient ist“, sagte Schaefer. Michael Oenning: „Wir haben uns den Frust von der Seele gespielt.“ Und artig fügte er hinzu: „Ein bisschen war es auch ein Sieg von Armin Veh.“