Köstners nächster Bewerbungsauftritt
Nürnberg (dpa) - Anders als sein Gegenüber Dieter Hecking kann Lorenz-Günther Köstner eigentlich nur gewinnen. Mit einem weiteren Sieg am Samstag im Keller-Duell seines VfL Wolfsburg beim 1. FC Nürnberg würde Köstner die perfekte Bewerbung für den vakanten Cheftrainer-Posten abliefern.
Doch auch wenn die VW-Bosse am Ende andere Pläne verfolgen sollten, auf seinen Job als Amateurcoach kann der 60-Jährige auf jeden Fall bauen. So viel Sicherheit hat Hecking nicht - trotz aller Beteuerungen der „Club“-Führungsetage.
„Hektik wird hier nicht einziehen. Nicht beim Trainer, auch nicht bei den Spielern. Wir suspendieren niemanden“, versprach Nürnbergs Sport-Vorstand Martin Bader Anfang der Woche - und stärkte seinem derzeit glücklosen Coach den Rücken. „Dieter leistet seit bald drei Jahren hervorragende Arbeit, danach beurteile ich ihn“, sagte Bader - und stellte einen großen Vergleich an: „Unser Vorbild muss das Modell Bremen mit Klaus Allofs und Thomas Schaaf sein.“
Doch natürlich ist beim leidgeprüften Fahrstuhl-Club Nachhaltigkeit erst einmal ein Traum - ohne den erfolgreichen Alltag geht es eben auch bei den Franken nicht. Die desaströse Bilanz von nur einem einzigen Punkt aus den letzten sechs Spielen spricht eine deutliche Sprache. Und auch „Franken-Versteher“ Hecking spürt, dass bei weiteren Niederlagen seine Person ganz bestimmt nicht unantastbar ist - ungeachtet aller Durchhalteparolen. „Man arbeitet bei einem Traditionsverein, dieser Verein ist so emotional“, betonte Hecking schon nach der jüngsten Niederlage auf Schalke.
Da hat Köstner eine vergleichsweise komfortable Position. Nach der Trennung von Felix Magath tritt das Wolfsburger Team unter dem Interimscoach wieder als Mannschaft auf und konnte in der Bundesliga und im Pokal zwei Siege verbuchen. Und wo Erfolg ist, ist Lob nicht weit. „Der Trainer ist intelligent und respektiert die Spieler“, betonte Edeltechniker Diego, der zuletzt unter Magath noch auf der Bank Platz nehmen musste. Bas Dost schwärmte: „Er ist ein positiver Mensch.“
Nach dem schwierigen Start mit nur zwei Tagen Vorbereitung meisterte Köstner die Hürde in Düsseldorf, und auch im DFB-Pokal durften sich die „Wölfe“ am Mittwoch freuen. Nun lockt am Samstag das dritte Erfolgserlebnis binnen einer Woche, doch Köstner sieht im „Club“ den schwierigsten Gegner in der bislang so erfolgreichen Woche. „Es wird mit Sicherheit eine brisante Partie, allein schon aufgrund der Tabellenkonstellation.“
Der kluge Mann baut vor - und mit dem dritten Coup könnte Köstner seine Ambitionen deutlich untermauern. „Es ist doch klar, dass Bundesliga-Trainer der geilste Job der Welt ist. Aber ich fordere nichts. Ich habe kein Problem damit, wieder zurückzustecken, wenn VW andere Ziele verfolgt.“