Babbel: Zweifel wachsen, Rückendeckung noch da
Sinsheim (dpa) - Seit April hat 1899 Hoffenheim unter Markus Babbel genau zwei Pflichtspiele gewonnen - die Zweifel am Trainer wachsen.
Mit durchschnittlich einem Punkt pro Spiel ist seine Ausbeute schlechter als die von Vorgänger Holger Stanislawski, der Club steht auf Platz 14 der Fußball-Bundesliga und die Kluft zwischen Anspruch (Europa League) und Wirklichkeit (Abstiegskampf) wird immer größer. Vor dem Spiel gegen Schalke 04 gab Manager Andreas Müller dem Trainer aber erneut Rückendeckung. „Von einer Krise will ich nicht sprechen“, sagte er.
Die Saison begann blamabel im Pokal mit dem 0:4 bei den Amateuren vom Berliner AK und ist seither nicht wirklich besser geworden. Ein 3:0 beim VfB Stuttgart machte zwischenzeitlich Hoffnung, nach dem 0:3 gegen den FSV Mainz 05 sprach Babbel zum ersten Mal über das böse Wort Abstiegskampf. „Da wollen wir nicht rein, auch wenn es im Moment ganz danach ausschaut.“
Grund zur Panik sieht Müller aber nicht. „Wir können nach wie vor in Ruhe arbeiten. Es ist nicht das wahnsinnige Chaos, das man vielleicht bei ganz emotionalen Clubs hat“, sagte er. Mit 20 Gegentoren ist Hoffenheim allerdings die Schießbude der Liga - zahlreiche Fans haben sich deshalb auf Torhüter Tim Wiese eingeschossen. Babbel verpflichtete den exzentrischen Schlussmann im Frühjahr und jagte dafür den beliebten Vizekapitän Tom Starke vom Hof. Bislang hat sich diese Maßnahme aber nicht bezahlt gemacht.
So ist die Transferpolitik zu einem Hauptkritikpunkt an der Arbeit des umstrittenen Trainers geworden. Die neuen Stürmer Eren Derdiyok und Joselu kommen gemeinsam auf vier Tore. Weitere Verpflichtungen wie Chris, Patrick Ochs oder Stephan Schröck können die hohen Ansprüche nicht erfüllen, geschweige denn das Team führen. Die Mannschaft wirkt kopflos, unbeteiligt und zerstritten.
Müller aber sagt: „Ich sehe doch, dass die Jungs wollen. Ich sehe es in der täglichen Arbeit.“ Auch Babbel meint: „Wir haben in Mainz ein schlechtes Spiel abgeliefert, aber davor habe ich sehr viel Willen gesehen.“
Auch wegen seines zweifelhaften Umgangs mit Tobias Weis, dessen Vertrag Babbel im April bis 2016 verlängerte, der aber nun bei den Amateuren kicken muss, bröckelt das Vertrauen in Babbel genauso wie seine Macht im Verein. Den Manager-Posten gab er vor wenigen Wochen freiwillig ab. Nachfolger Müller stärkt ihm demonstrativ den Rücken: „Zwischen uns passt kein Blatt dazwischen! Wir diskutieren über alles, das war vom ersten Tag an so.“
Trotzdem ist die TSG noch auf der Suche nach einem zusätzlichen Individualtrainer. Babbel argumentiert, dass das schon vor der Verpflichtung von Müller ein Thema war. Der Individualtrainer solle nicht nur für die Profis, sondern für alle Talente zwischen 17 und 22 Jahren zuständig sein.
Ausgerechnet die Partie gegen Müllers Ex-Club Schalke 04 könnte nun zum Schicksalsspiel für Babbel werden. Im schlimmsten Fall müsste Müller danach als dritter Manager der TSG den fünften Trainer der vergangenen zweieinhalb Jahre suchen.