Bremen sucht Trainer Kohfeldt als Werder-Übergangslösung - Nouri „dankbar“
Bremen (dpa) - Wortlos verließ Alexander Nouri das Vereinsgelände von Werder Bremen - kurz danach bestätigte der Fußball-Bundesligist die Trennung auch offiziell.
Nach einem desaströsen Saisonstart mit nur fünf Punkten aus zehn Spielen stellte der SV Werder den glücklosen Trainer frei und muss nun einen neuen Chefcoach suchen. Schon wieder!
Der für die zweite Mannschaft zuständige Florian Kohfeldt übernimmt zunächst. Der 35-Jährige ist eine Übergangslösung mit der kleinen Chance, sich für eine langfristige Tätigkeit als Trainer der Profis zu empfehlen. „Er ist als Dauerlösung nicht ausgeschlossen“, sagte Manager Frank Baumann. Zugleich werde der Club aber parallel den Markt sondieren: „Das ist mit Florian klar abgesprochen.“
Bremen werde sich „auch mit Trainern beschäftigen, die woanders unter Vertrag stehen“. Es gebe eine Liste mit Kandidaten. Der Interims-Trainer sei dabei „ein Kandidat wie externe Trainer auch“, sagte der Manager.
Ziel ist es nach Baumanns Angaben, in der Länderspielpause nach dem kommenden Liga-Spieltag eine endgültige Entscheidung zu treffen. Aber Werder will sich „nicht unter Druck setzen“ lassen: „Wir werden uns die Zeit nehmen, die wir brauchen.“ Seit dem Ende der langen Ära von Thomas Schaaf scheiterten Robin Dutt, Viktor Skripnik und jetzt auch Nouri als Werder-Trainer.
Kohfeldt wird die Profis zunächst auf das nächste Saisonspiel am Freitag bei Eintracht Frankfurt vorbereiten. „Wir haben wenig Zeit, deshalb war es wichtig, dass er die Mannschaft kennt“, erklärte Baumann. Den eigentlich freien Dienstag strich Kohfeldt, der bereits unter Viktor Skripnik als Co-Trainer der Profis tätig war.
„Er hat Erfahrung in der Bundesliga, und er hat Erfahrung im Abstiegskampf“, sagte Baumann. Der Interims-Coach erhält Unterstützung von seinem aktuellen Co-Trainer Thomas Horsch sowie Ex-Profi Tim Borowski. „Er hat schon viele Situationen als Spieler erlebt“, sagte Baumann über den ehemaligen Nationalspieler. „Wir sind der Überzeugung, dass dieses Trainerteam in den kommenden Tagen einen wichtigen Impuls setzen kann und die Verunsicherung in der Mannschaft auflösen kann.“
Spätestens nach dem sportlichen Offenbarungseid bei der 0:3-Pleite gegen Augsburg gab es keine Argumente mehr für Nouri. Der Auftritt war desaströs, genau wie die Bilanz. Werder steckt als Vorletzter mit lediglich fünf Punkten wieder einmal tief im Abstiegskampf.
„Ich bin traurig, weiß aber, dass genau so eine Situation zum Profi-Fußball dazu gehört“, schrieb Nouri wenige Stunden nach der Abfahrt bei Facebook. Er verlasse den Club „demütig und dankbar“. „Eine bewegende Zeit geht zu Ende.“
Saisonübergreifend haben die Bremer sogar dreizehn Ligapartien in Folge nicht gewonnen. Der letzte Sieg gelang vor sechs Monaten. Außerdem brachte Werder es in der neuen Spielzeit erst auf drei Tore - das ist ein bemerkenswerter Negativrekord.
Nouri begann - ähnlich wie jetzt Kohfeldt - Mitte September 2016 als Interims-Lösung nach der Trennung von Skripnik. Anfang Oktober wurde er von Baumann zunächst bis zum Saisonende zum Chef befördert. Seine beste Zeit als Werder-Trainer erlebte Nouri in der Rückrunde der vergangenen Saison. Bremen legte eine beeindruckende Serie hin, blieb elf Partien ungeschlagen und erreichte als Tabellenachter fast noch den internationalen Wettbewerb. Werder verlängerte daraufhin im Mai den Vertrag.
„Die Entscheidung, Alex zum Cheftrainer zu machen, war richtig“, sagte Baumann. Dabei ging es anschließend steil bergab. Im Durchschnitt holte Nouri weniger Punkte als sein Vorgänger Skripnik. Auch der Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals mit dem 1:0 gegen 1899 Hoffenheim in der vergangenen Woche half Nouri nicht mehr. Zu schwach war der Auftritt gegen Augsburg. Baumann hatte ihm zuvor lange die Treue gehalten und ihm immer wieder das Vertrauen ausgesprochen.