Kommunikator Fink: Freude auf Schubfaktor Dortmund
Hamburg (dpa) - Auf ein Déjà-vu hat der Hamburger SV nicht die geringste Lust. Borussia Dortmund kommt am Sonntag in den Volkspark, und mit Borussia Dortmund hatte der Schlamassel in dieser Saison angefangen.
Damals, zum Auftakt der aktuellen Serie im August 2011, wurden die Norddeutschen mit 1:3 abgefertigt, hätten gut und gern auch mit 0:6 unter die Räder kommen können. Danach ging es steil bergab. Der HSV gewann nichts, Trainer Michael Oenning musste nach einem Remis und fünf Niederlagen gehen. Erst übernahm Rodolfo Cardoso, dann Frank Arnesen, schließlich Thorsten Fink. Seither regieren neues Selbstwertgefühl und Zuversicht. Da soll Borussia Dortmund nicht wieder alles zunichtemachen. „Wir wollen zeigen, dass wir es besser machen können als im Hinspiel“, verspricht Fink.
Der Coach, von dem Franz Beckenbauer sagt, er wäre auch einer für den Trainerposten an der Säbener Straße in München, fordert gleich zum Start 2012 alles. „Wenn man den deutschen Meister im ersten Spiel schlägt, kann das einen richtigen Schub für die ganze Rückrunde geben. Den wollen wir mitnehmen“, beteuert Fink.
Von seinem Gegenüber Jürgen Klopp hält er viel. Er selbst sei einer wie der BVB-Trainer, hatte Fink im Oktober bei seiner Inthronisierung in Hamburg bekundet. Davon will er heute nichts mehr wissen, denn so mancher Ohrenzeuge hatte Fink den flotten Spruch als Selbstüberschätzung übelgenommen. „Das habe ich so nicht gemeint. Ich bin ganz, ganz anders“, antwortet der HSV-Trainer heute genervt. „Ich meine, ich bin eher der kommunikative Typ wie Klopp.“ Im Gegensatz zu Magath, wie er versichert.
Was bei Finks bekannter Bayern-Historie verschüttgeht, ist seine Dortmund-Vergangenheit. In dieser Stadt ist er schließlich geboren worden, dort wohnen seine Eltern, dort hat er im Jugend-Team gekickt. Dort allerdings durfte er nicht bei den Profis ran. Deshalb ging er über Wattenscheid nach München. Groll hegt er gegen die Westfalen deswegen nicht. Mit den Bayern wurde er schließlich Meister, Pokalsieger, Champions-League-Gewinner, Weltpokalsieger.
Aber einen beachtlichen Reiz hat die Partie gegen den Tabellenzweiten für ihn zweifellos. „Dortmund spielt um die Meisterschaft mit, wir nicht“, benennt er den gravierenden Unterschied und ergänzt: „Wir sind natürlich nicht auf Augenhöhe.“ Doch Fink wäre nicht Fink, gäbe er sich kleinlaut. „Jeder hat gesehen, dass wir anders spielen als vorher. Wir haben wieder Selbstvertrauen. Jeder weiß jetzt, was er zu tun hat.“ Der HSV gegen Dortmund im Januar 2012 sei folglich ein ganz anderer als der HSV gegen Dortmund im August 2011.
Dass auf beiden Seiten Leistungsträger fehlen, will Fink nicht als Qualitätseinbuße werten. Bei den Borussen kann Supertechniker Mario Götze nicht ran, Torhüter Roman Weidenfeller hat Rückenschmerzen, Ersatzmann Mitchell Langerak Bauchmuskelzerrung. Beim HSV fehlen neben Gökhan Töre wahrscheinlich Torjäger Mladen Petric und vermutlich auch Mittelfeldmann Ivo Ilicevic. „Wir haben gute Leute, die das ausgleichen können“, sagt Fink und bekennt: „Ich bin motiviert, die Serie fortzusetzen.“ Seit er in Hamburg ist, verliert sein Team in der Bundesliga nicht mehr. Bislang achtmal nacheinander.