Starkes Stück: 250. Bundesliga-Spiel des Referees
Frankfurt/Main (dpa) - Blumen für den Schiedsrichter - wann gibt's das schon? Am Sonntag für Wolfgang Stark: Der FIFA-Referee aus Ergolding pfeift mit der Partie Hamburger SV - Borussia Dortmund sein 250. Bundesliga-Spiel.
„Rein theoretisch“, sagt er der Nachrichtenagentur dpa, könne er noch den Rekord von Markus Merk (339) brechen. „Ich bin 42, kann noch fünf Jahre aktiv sein, wenn ich gesund bleibe. Aber das ist kein konkretes Ziel, ich schaue da nicht auf die Statistik.“ Stark gilt trotz einer Schwächephase nach seinem WM-Einsatz 2010 in Südafrika als der starke Mann seiner Zunft: Er ist auch als einziger deutsche Unparteiische für die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine nominiert.
Stark verbirgt seinen Stolz nicht. „250 Einsätze - das ist eine Supersache. Es ist ja bei uns nicht wie bei Stammspielern in der Bundesliga, die kommen auf viel mehr Einsätze in einer Saison.“ Insgesamt leite er aber - mit Begegnungen in Champions und Europa League, DFB-Pokal, 2. und 3. Liga sowie Regionalliga - etwa 50 Begegnungen pro Runde.
Kein Wunder, dass sich der halbtags bei der Sparkasse beschäftigte Bankkaufmann aus Landshut für ein Grundsalär für Referees stark gemacht hat: „Das könnte Freiräume schaffen und eine gewisse Sicherheit geben, wenn man mal verletzt ist oder drei, vier Wochen nicht berücksichtigt wird.“ Gegen einen Fulltimejob mit der Pfeife spricht sich Stark ebenso aus wie die DFB-Schiedsrichter-Funktionäre Herbert Fandel und Lutz-Michael Fröhlich: „Es bedeutet ja nicht, dass man besser pfeift, wenn man Profi-Schiedsrichter ist.“
Heute bekommt Stark wie seine Kollegen 3800 Euro pro Bundesliga-Partie. Bei seinem Premieren-Spiel am 4. April 1997 zwischen dem 1. FC Köln und dem MSV Duisburg gab es 1500 Mark. Seitdem habe sich viel verändert. „Es wird Jahr für Jahr nicht einfacher“, sagt der Olympia-Referee von Peking 2008. „Die Spiele sind schneller geworden, athletischer. Es wird viel mehr verlangt, es gibt mehr Zweikämpfe, mehr kritische Situationen zu bewerten. Die Stadien sind fast alle ausverkauft und das Medieninteresse hat zugenommen.“
Kein Profitum, aber professionelle Strukturen - das will auch der deutsche Spitzenschiedsrichter: „Da muss sich demnächst bei uns was tun“, fordert Stark. „Die Leistungsprüfungen müssen noch spezifischer werden. Wir müssen mehr trainieren und die Spiele im Team noch professioneller aufarbeiten.“ Das alles, weiß Stark, sei mit noch mehr Zeitaufwand verbunden.
Unter Strom steht Stark auf dem Platz immer, mit dem Druck konnte der Jubilar bisher ganz gut umgehen - auch als es in der vergangenen Saison einige Male herbe Kritik an seinen Leistungen und seinem Auftreten gab. „Die Messlatte nach der WM war sehr hoch. Ich habe Fehler gemacht und bin durch ein kleines Tal gegangen. Aber es zeichnet einen auch aus, wenn man wieder aus dem Tal herauskommt.“
Der Suizidversuch seines Kollegen Babak Rafati aus Hannover ist auch für Stark eine „ganz, ganz traurige Angelegenheit“. Bei der Halbzeittagung der Bundesliga-Referees am Wochenende in Mainz hat ein Psychologe einen Vortrag über Burnout gehalten und auch seine Hilfe angeboten. „Ich habe bisher keinen gebraucht und ich hoffe, das bleibt so“, sagt Stark. Im Übrigen, gibt er zu bedenken, gebe es für die Gruppe der Schiedsrichter noch überhaupt keinen Experten mit Erfahrungswerten.