USA-Reise Kovac beim FC Bayern: „Ich arbeite gerne“

Miami (dpa) - Niko Kovac liebt seinen neuen Job. Bayern-Trainer, das fühlt sich für den früheren Bayern-Spieler richtig gut an.

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Die Freude an der Aufgabe, beim bedeutendsten deutschen Fußballverein nach Champions-League-Gewinnern wie Pep Guardiola und zuletzt Jupp Heynckes ebenfalls erfolgreich zu wirken, ist dem 46-Jährigen auch auf der USA-Reise anzumerken. Die Tage sind zeitlich ausgefüllt, passend zum Leitmotiv von Kovac: „Ich arbeite gerne.“

Er muss auch auf der inzwischen zweiten Station in Miami die Marketing-Interessen des Vereins und die Trainingsarbeit so gut es geht in Einklang bringen. Aber keiner hört den Chefcoach stöhnen oder klagen. Nein, Kovac zeigt sich sogar „sehr angetan von der Reise“, auf der ihm die WM-Teilnehmer um Kapitän Manuel Neuer noch fehlen. Sie trainieren nach dem Urlaubsende seit Mittwoch in München.

Am Samstagabend Ortszeit (Sonntag, 1.00 MESZ) steht in Miami das Abschlussspiel der US-Werbetour gegen den Guardiola-Club Manchester City auf dem Programm. Nach dem unnötigen 0:2 gegen Juventus Turin in Philadelphia hofft Kovac im dritten und letzten Spiel im Rahmen des International Champions Cups - nach dem 3:1 gegen Paris Saint-Germain zum Auftakt in Klagenfurt - nochmal auf ein Erfolgserlebnis, auch wenn Ergebnisse in Testspielen für ihn „sekundär“ sind.

Vieles im Fußball wie im Leben ist für Kovac Einstellungssache. „Alles entscheidet sich im Kopf. Wenn der negativ denkt, ist es auch negativ. Wenn man positiv denkt, ist alles auch positiv“, sagte er in Amerika zur Herangehensweise und beendete die Ausführung mit den Worten: „Und ich denke außerordentlich positiv.“ Entsprechend geht er den Bayern-Job an, zielstrebig, selbstbewusst. „Ich habe meine Idee. Ich habe meine Vorstellungen.“ Und diese will er umsetzen.

Da er gerne arbeitet, wird dort, wo er das Sagen hat, viel und intensiv gearbeitet. „Ich lebe viele Dinge vor, erwarte aber auch von anderen, dass sie es mitleben.“ Trotz Reisestrapazen, Zeitumstellung, schwierigen klimatischen Bedingungen und Werbeterminen wird auch in den USA meist zweimal am Tag trainiert. Die Einheiten dauern oft zwei Stunden. Den Bossen gefällt's. „Das ist gut so, weil wir eine Saison vor uns haben, in der wir viel Gutes bewirken wollen“, bemerkte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zum hohen Trainingspensum.

„Der Trainer legt Wert darauf, dass wir fit sind. Und das ist auch ganz wichtig“, sagte der als Vorarbeiter bekannte Arjen Robben. Der 34 Jahre alte Niederländer zeigt sich nach den ersten Wochen angetan von der Zusammenarbeit mit Kovac: „Im Moment macht er es sehr gut. Er arbeitet fleißig und bringt seine Akzente ein.“

Neben der Fitness will Kovac die Bayern taktisch flexibler machen. Damit kann er aber erst richtig loslegen, wenn nach der Rückkehr aus den USA die WM-Teilnehmer zum Team stoßen. Dann ist es mit dem Vorgeplänkel vorbei. „Dann werden wir mehr machen können“, kündigte Kovac für das Trainingslager vom 2. bis 9. August am Tegernsee an.

Ihm schwebt ein FC Bayern vor, der je nach Spielsituation in der Abwehr von Vierer- auf Dreierkette umstellt und auch in einem 3-5-2 oder 3-4-3 agieren kann. „Wir werden schon das eine oder andere modifizieren“, kündigte er an: „Man fängt nicht mehr mit einem System an und hört auch mit diesem auf. Wir müssen reagieren können.“

In seinem letzten Spiel mit Eintracht Frankfurt hatte Kovac so im DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern triumphiert. „Jetzt habe ich als Trainer auch eine Kerbe im Colt. Das ist auch schön“, sagte Kovac zum Umstand, als Titelgewinner in München angetreten zu sein. Das erhöht die Akzeptanz bei den vielen hochdekorierten Bayern-Stars.

Kovac fordert keine neuen, teuren Stars. „Topspieler kosten sehr viel Geld.“ Sein Ziel sei es, die einzelnen Spieler und die Mannschaft besser zu machen. Dazu will er den Umbruch und die Verjüngung des Kaders forcieren. Auf den Flügeln steht ein Generationenwechsel von Franck Ribéry (35) und Arjen Robben (34) zu Kingsley Coman (22) und Serge Gnabry (23) bereits bevor.

Mit seiner ruhigen und sachlichen Art tut Kovac dem aufgeregten Verein ebenfalls gut. Seine Eloquenz hilft in der Außendarstellung. Er kümmert sich um jeden, „Wertschätzung“ und „Anerkennung“ sind für ihn Schlüsselbegriffe. Neu erfinden müsse er sich in München nicht, meint Kovac: „Ich verändere gar nichts.“ Der Erfolg in Frankfurt habe in in seiner Arbeitsweise bestärkt. „Ich bin so, wie ich bin.“