Viel Aufregung um Niko Kovac

Der Frankfurter „Bessermacher“ wird zur nächsten Saison neuer Trainer beim FC Bayern München. Das sorgt für eine Menge Ärger.

Frankfurt. Bei seinem ersten Auftritt als künftiger Bayern-Trainer saß Niko Kovac nur kleinlaut am Rande. Dass ihn die Münchner im Sommer zum Nachfolger von Jupp Heynckes machen, hat seinen aktuellen Verein Eintracht Frankfurt massiv verärgert. „Die Vorgehensweise halte ich für extrem bedenklich und respektlos“, sagte der Frankfurter Sportvorstand Fredi Bobic agestern in Richtung der Bayern und meinte damit vor allem den Zeitpunkt und die Art und Weise der Bekanntgabe mitten in der entscheidenden Phase der Saison. „Es gab keine Kontaktaufnahme mit uns, sondern alle Details sind direkt in die Öffentlichkeit gelangt. Das sind Dinge, die ich so unter Kollegen in der Bundesliga noch nicht erlebt habe.“

Kovac wird beim deutschen Fußball-Rekordmeister einen Dreijahresvertrag erhalten. Zum ersten Mal vermeldet wurde sein Wechsel bereits am Donnerstagabend von der „Bild“-Zeitung und der „Sport Bild“. Die Bayern bestätigten ihn dann gestern Mittag. „Niko ist der perfekte Trainer für uns“, sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. „Er war Spieler bei Bayern, er kennt die handelnden Personen sowie die Strukturen und die DNA des Clubs sehr gut.“

Kovac selbst sagte nur: „Ich habe vor einer Woche gesagt: Es gibt keinen Kontakt zu Bayern München. Das hat sich gestern schlagartig geändert.“ Er habe einen Anruf und ein Vertragsangebot aus München erhalten und habe dieses auch angenommen. Bei der Pressekonferenz sah er teilweise zu, wie Bobic Fragen beantwortete, die an ihn gerichtet waren. Zum Buhmann möchte er sich in Frankfurt trotzdem nicht machen lassen. „Es ist so wie es ist. Ich werde mich nicht ändern. Ich bleibe, wie ich bin“, sagte er.

Mit seiner Entscheidung versetzte der 46 Jahre alte Kroate die beiden beteiligten Vereine in zwei völlig unterschiedliche Situationen. Für den FC Bayern war es ein erfolgreicher Tag, weil er nicht nur in der Champions League für das Halbfinale das Knallerlos Real Madrid beschert bekam, sondern nach dem Scheitern der A- und B-Lösungen Jupp Heynckes und Thomas Tuchel auch endlich eine monatelange Trainersuche beenden konnte.

Die Eintracht dagegen trifft der Weggang von Kovac „wie ein Keulenschlag“ („Frankfurter Rundschau“). Zwei Jahre lang hatte Kovac diesen Verein und seine Mannschaft fest im Griff, in dieser kurzen Zeit formte er die Hessen von einem Abstiegs- zu einem Champions-League-Kandidaten.

Die Frankfurter müssen jetzt nicht nur unter erheblichen Störgeräuschen ihren Europapokal-Platz verteidigen und vier Tage nach dem nächsten Bundesliga-Spiel bei Bayer Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) auch das DFB-Pokal-Halbfinale beim FC Schalke 04 (Mittwoch, 20.30 Uhr/ARD) bestreiten. Sie brauchen jetzt auch noch einen neuen Trainer. Die „Bild“-Zeitung brachte am Freitag bereits Markus Weinzierl, Roger Schmidt und David Wagner ins Gespräch. Fredi Bobic sagte dazu nur: „Ich bin davon überzeugt, dass wir für die Zukunft gerüstet sein werden. Wir sind vorbereitet.“

Denn das entscheidende Detail dieses Wechsels wurde am Donnerstag bereits vom „Kicker“ vermeldet und am Freitag auch von beiden Vereinen bestätigt: Der bis 2019 laufende Vertrag von Kovac in Frankfurt enthält eine Ausstiegsklausel, die ihm gegen Zahlung einer Ablösesumme von 2,2 Millionen Euro einen sofortigen Wechsel zum FC Bayern oder einem anderen europäischen Spitzenclubs ermöglicht.

Dadurch unterschied sich der Eintracht-Coach am Ende von anderen verbliebenen Kandidaten wie Ralph Hasenhüttl (RB Leipzig) oder Jürgen Klopp (FC Liverpool). Er ist zur neuen Saison verfügbar.

Außerdem konnten sich in Präsident Uli Hoeneß, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Salihamidzic alle Bayern-Bosse auf Kovac verständigen. Denn für ihn spricht neben seinen Erfolgen in Frankfurt und der internationalen Erfahrung als WM-Trainer Kroatiens etwas, das bereits beim überraschenden Verlauf der Sportdirektoren-Suche eine entscheidende Rolle spielte: sein Stallgeruch als früherer Bayern-Spieler in den Jahren 2001 bis 2003.

Die Bedenken unter den Bayern-Fans, dass Kovac in seiner Trainerkarriere noch kein Champions-League-Spiel bestritten und noch keinen Titel gewonnen hat, wischte sein Vorgänger vom Tisch. „Als ich 1987 vom beschaulichen Mönchengladbach nach München kam, war ich auch noch sehr jung, sehr unerfahren und hatte noch keinen Titel gewonnen. Man wächst mit der Aufgabe - und ich traue ihm das zu. Ich finde das eine gute Wahl“, sagte Jupp Heynckes über Kovac. „Er hat Frankfurt erst vor dem Abstieg gerettet und dann ins Pokalfinale gebracht. In diesem Jahr sieht es sogar so aus, als ob der Verein die Champions-League-Qualifikation schafft. Er ist sicher prädestiniert, den FC Bayern zu übernehmen.“