Kranker Udo Lattek wird 80 - Legende unter den Trainern
Düsseldorf (dpa) - Am Freitag wird Lattek 80 Jahre alt, und seine Fußball-Weggefährten von einst machen sich große Sorgen um den kranken Mann.
Über den Tod denke er nicht mehr nach, sagte Udo Lattek vor fünf Jahren anlässlich seines 75. Geburtstages. „Wenn es Zeit ist zu gehen, dann ist es eben so weit“, fügte Deutschlands Trainer-Legende damals an - zu einer Zeit, als er trotz etlicher Rückschläge so gesund war, wie es Männer seines Alters sein können.
Der gebürtige Ostpreuße Lattek hat Parkinson, lebt in einer Kölner Betreuungseinrichtung, wo er auch von seiner Frau Hildegard gepflegt wird. Sie ist in seine unmittelbare Umgebung gezogen, das gemeinsame Haus in Frechen wird kaum noch genutzt.
Hildegard Lattek sagte der „Sport Bild“, ihr Mann habe sich „das anders gewünscht“. Sie habe dennoch den Eindruck, „dass er an vielem Freude hat“. Zum Beispiel an seiner Enkelin, auf die er reagiere und sie mit „Hallo, Kleine“ begrüße. Einschränkend fügte Frau Lattek hinzu: „Dass er nun im Rollstuhl sitzen muss, um sich fortzubewegen, ist keine schöne Sache für so einen aktiven Mann.“
15 Titel gewann Udo Lattek in seiner großartigen Trainerlaufbahn und ist mit acht deutschen Meisterschaften - sechs mit Bayern München, zwei mit Borussia Mönchengladbach - erfolgreichster Vereinscoach hierzulande. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bezeichnete seinen ehemaligen Lehrmeister als „Glücksfall für den FC Bayern München“.
Als Spieler war der am 16. Januar 1935 im ostpreußischen Landkreis Sensburg geborene Lattek nie herausragend, als Coach ist er legendär geworden und bekannte einmal: „Dem Fußball habe ich alles zu verdanken.“ Von 1965 bis 1970 stand der Pädagoge Lattek in Diensten des Deutschen Fußball-Bundes, der ihn im August 2013 anlässlich der 50-Jahr-Feiern der Bundesliga mit einem Ehrenpreis auszeichnete; wegen seiner fortschreitenden Erkrankung konnte er die verdiente Würdigung damals nicht persönlich erleben.
Über den Job als Assistent von Bundestrainer Helmut Schön schaffte Lattek im Jahr 1970 den Sprung in den Liga-Profibetrieb. Franz Beckenbauer lotste ihn damals nach München, wo Lattek 1972 mit den Bayern den ersten seiner vielen Titel gewann - mit der berühmten Achse, bestehend aus Torwart Sepp Maier, Beckenbauer und Torjäger Gerd Müller. „Er war wie ein zwölfter Spieler. Ich habe ihn nie als einen Trainer empfunden, eher als einen Kumpel“, sagte Maier dem Fachmagazin „kicker“ (Donnerstagausgabe). Lattek habe immer für positive Stimmung und Euphorie gesorgt.
Dreimal nacheinander (1972, 1973, 1974) wurde er mit den Bayern deutscher Meister. Mit einem 1:1 und einem 4:0 im Wiederholungsspiel gegen Atletico Madrid gewannen die Bayern 1974 mit Lattek als erste deutsche Mannschaft den Europapokal der Landesmeister.
Nach seiner Entlassung bei den Bayern im Januar 1975 folgten für ihn Stationen in Mönchengladbach, Dortmund, Barcelona, Köln, Schalke und abermals Dortmund. Den BVB führte er in seiner zweiten Amtszeit (2000) gemeinsam mit Assistent Matthias Sammer aus der Abstiegszone. Danach zog er sich aus dem Trainergeschäft zurück. Als Zeitungskolumnist und Experte in der TV-Sendung „Doppelpass“ bei Sport1 erlangte Lattek unter Deutschlands Fußballfans Kultstatus.
„Grundsätzlich kann ich sagen, dass ich mehr richtig als falsch gemacht habe“ - diese persönliche Einschätzung tat Udo Lattek zu seinem 75. auf der Bayern-Homepage kund. Sie prägt sein Leben.