Labbadia: Anspruchsdenken in Hamburg „ganz speziell“
Hamburg (dpa) - Trainer Bruno Labbadia vom Hamburger SV fordert vom Umfeld in der Hansestadt eine realistische Bewertung des norddeutschen Fußball-Bundesligisten.
„Es wird immer nur gesehen: Das ist der HSV, der muss nach oben, da gehört er hin! Die Realität ist eine andere“, sagte Labbadia in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Um eine Entwicklung voranzutreiben, brauchst du Ergebnisse, du musst in Ruhe arbeiten können. Hier ist die Situation noch mal ganz speziell, da wird, egal, was ist, noch mal mehr verlangt.“
Eine schnelle Rückkehr in die Top-Ränge der Bundesliga sieht Labbadia nicht. „Wir haben den Etat runtergefahren und werden ihn wahrscheinlich noch mal runterfahren, wir hatten einen großen Umbruch in der Mannschaft. Vor der Saison haben uns fünfzehn Spieler verlassen - wer hat so etwas noch?“, fragte der Coach. Trotz der tiefgreifenden Veränderungen mangele es im Umfeld an Geduld: „Da sagt keiner, ihr habt doch Zeit. So ein Träumer, so ein Fantast darfst du nicht sein als Trainer“, meinte Labbadia.
Der 49 Jahre alte Coach sieht sich in seiner Entwicklung heute deutlich weiter als in den Vorjahren. Damals habe er „die negativen Stimmungen von außen nicht von mir und der Mannschaft fernhalten können“, sagte er. „Und ich war nicht Bruno Labbadia, ich war nicht der, der ich eigentlich bin. Aber das war ein Schutzmechanismus.“ Früher wollte er sich „eher kleiner machen, wollte nicht so emotional sein, und so bin ich in eine Rolle gerückt, in der ich mich eigentlich gar nicht gesehen habe: unnahbar, unlocker, verkrampft“.