Leidenschaft und Optimismus: Eintracht will „das Wunder“
Braunschweig (dpa) - Auch kurz vor dem drohenden Abstieg lässt sich Torsten Lieberknecht seinen Humor nicht nehmen.
„Es ist schon erstaunlich, dass sich der Hamburger SV über Niederlagen von Braunschweig freut. Das zeigt, dass wir zu den Großen aufgeschlossen haben“, witzelte der Eintracht-Trainer vor dem Saison-Finale bei 1899 Hoffenheim. Dabei weiß er genau, dass die Lage im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga für seinen Verein ebenfalls ernst ist.
Die vergangenen vier Spiele haben die Niedersachsen verloren - ohne selbst ein einziges Tor zu erzielt zu haben. Lieberknechts Team muss am Samstag gewinnen und darauf hoffen, dass der HSV gleichzeitig in Mainz verliert sowie Nürnberg auf Schalke maximal ein Unentschieden erreicht. Nur dann kann Braunschweig noch Relegationsplatz 16 erreichen. „Eigentlich spricht nichts für uns. Trotzdem haben wir den Glauben“, betonte der Coach.
Spezielle Maßnahmen sind in der vielleicht letzten Braunschweiger Bundesliga-Woche auf absehbare Zeit nicht geplant. Auf ein erneutes Kurztrainingslager wie vor dem Auswärtsspiel bei Hertha BSC, als die Mannschaft nach Neuruppin reiste, verzichtet die Eintracht. „Wir überlegen aber, schon am Donnerstag nach Sinsheim zu fahren, weil auf der Strecke oft Stau ist“, kündigte der Trainer an.
Es sind seit Wochen die gleichen Durchhalteparolen. Die Eintracht spielte stets engagiert, agierte in der Offensive aber viel zu harmlos. Im Anschluss an die Niederlagen gab es immer die gleichen Worte von Spielern und Trainer: „Wir geben nicht auf. Noch ist alles drin.“ Allein dank der erneuten Patzer der Konkurrenz konnten diese Sätze auch nach der Augsburg-Niederlage wiederholt werden. Seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel hatte der 16. vor dem letzten Spieltag noch nie weniger Punkte als der HSV jetzt (27).
„Eigentlich ist es unglaublich, dass wir noch die Chance haben“, sagte Mittelfeldspieler Mirko Boland. „Wir wollen das Wunder schaffen“, befand Abwehrspieler Benjamin Kessel. Boland schöpfte zudem Mut aus der Vergangenheit. Im Jahr 2008 verhinderten die Niedersachsen am letzten Spieltag den Absturz in die 4. Liga. Der Trainer hieß damals schon Torsten Lieberknecht. „Eintracht Braunschweig hat in Endspielen immer gut ausgesehen“, meinte der Linksfuß.
Immerhin: Was Leidenschaft und Optimismus angeht, agiert die Eintracht wie eine Spitzenmannschaft. Daher hat sie, aus Sicht ihres Trainers, den Klassenverbleib mehr verdient als die anderen Abstiegskandidaten. „Weil wir in dieser Saison nicht einmal unter die Räder gekommen sind. Weil wir uns immer gewehrt haben und uns als Verein unglaublich präsentiert haben“, sagte Lieberknecht.
In Hoffenheim soll diese Leidenschaft endlich wieder in einen Sieg umgewandelt werden. Dazu muss die Eintracht aber vor allem in der Offensive durchschlagskräftiger agieren. Torschusstraining habe er mit seiner Mannschaft bereits „en masse“ trainiert, berichtete Lieberknecht. „Daran liegt es nicht. Aber es wird sicher so kommen, dass irgendjemand den Fuß hinhält und dann der Held sein wird“, erklärte er gewohnt optimistisch.
Ein Sieg in Sinsheim wäre erst der zweite Auswärtserfolg in dieser Spielzeit. „Es ist mal an der Zeit, eine Serie zu beenden“, stellte Sportdirektor Marc Arnold zur Auswärtsschwäche fest. Damit das ausgerechnet am letzten Spieltag gelingt, muss Lieberknecht seine Spieler jedenfalls nicht zusätzlich motivieren. „Da muss ich nicht viel reden. Die Jungs kriegst du nie runter. Das schafft keiner“, versicherte der 40-Jährige.