Bundesliga Leverkusen enttäuscht auf ganzer Linie

Bayer verliert völlig verdient mit 1:2 gegen Ingolstadt. Charles Aranguiz fliergt vom Platz.

Der Ingolstädter Torschütze zum 2:1 Almog Cohen (l) jubelt mit Dario Lezcano.

Foto: Roland Weihrauch

Leverkusen. Es dauerte wohl keine drei Minuten, bis die Leverkusener Arena geleert war. Bis auf die 150 mitgereisten Fans des FC Ingolstadt hatten die 25075 Zuschauer nach dem Abpfiff nur Kopfschütteln für ihre Mannschaft übrig und ergriffen so schnell es ging die Flucht. Mit 1:2 (0:1) unterlag Bayer 04 am Sonntagabend nach einer lange Zeit desolaten Leistung der Mannschaft von Trainer Maik Walpurgis.

„Wir haben eine sehr schlechte erste Halbzeit gespielt. Ein sehr verdienter Sieg der Ingolstädter. Wir waren nicht in guter Form“, sagte Roger Schmidt. „Wir wollten viel, haben aber wenig gezeigt.“ Damit steckt die Werkself mit lediglich 20 Punkten im Mittelfeld der Liga fest und die sportliche Krise spitzt sich weiter zu. Besonders besorgniserregend für die Verantwortlichen dürften aber vor allem die Reaktionen der eigenen Anhänger gewesen sein, die mehrfach und lautstark die Entlassung von Trainer Schmidt forderten.

„Das muss man akzeptieren. Dass uns das nicht hilft, das wir Selbstvertrauen gewinnen können, ist klar. Aber so ist der Fußball“, sagte Schmidt. Es dauerte gut eine halbe Stunde, bis einige Zuschauer erstmals den Schuldigen an diesem erneut schwachen Auftritt ausgemacht hatten. „Roger raus“ hallte es erstmals deutlich hörbar durch das Stadion. Und die Rufe sollten sich noch viele Male wiederholen.

Schmidt nahm diese Schmähungen genauso regungslos hin wie seine Spieler die „Wir wollen euch kämpfen sehen“-Einlassungen der Leverkusener Anhänger. Zu diesem Zeitpunkt lag die Werkself mit 0:1 zurück - und die Leistung der Leverkusener hatte zu keinem Zeitpunkt den eigenen Ansprüchen genügt. „Wir waren keine Männer auf dem Platz. Das war schon mehrfach so in dieser Saison, aber heute war es extrem“, sagte Bayer-Verteidiger Jonathan Tah.

Markus Suttner hatte nach 26 Minuten auf Alfredo Morales geflankt, der die Kugel aus kurzer Distanz mit dem Kopf über die Torlinie wuchtete. „Ich glaube, Leverkusen war überrascht, wie offensiv wir gespielt haben. Es ist immer unangenehm gegen uns anzutreten“, sagte Suttner. Die Ingolstädter waren das deutlich bessere Team, wirkten engagierter, inspirierter, während die Werkskicker wie eine Ansammlung von Freizeitkickern agierten, die völlig überfordert mit dieser Partie, mit diesem Gegner waren.

Die Leverkusener konnten froh sein, dass der FCI gleich mehrere Tormöglichkeiten ungenutzt ließ. Das aus Sicht der Leverkusener traurige Bild setzte sich auch zu Beginn der zweiten Hälfte fort. Dazu passte auch Charles Aranguiz' hartes Foulspiel gegen Anthony Jung, für das ihn Schiedsrichter Frank Willenborg mit Gelb-Rot vom Feld schickte.

Dass den Leverkusenern doch noch der Ausgleichstreffer gelang, hatten sie dem eingewechselten Julian Brandt zu verdanken, der kurzfristig ein wenig mehr Schwung in das Bayer-Spiel brachte. Die Vorlage des 20-Jährigen verwandelte Admir Mehmedi nach 63 Minuten zum 1:1. Allerdings sollte sich die Leverkusener Unterzahl mit zunehmender Spieldauer bemerkbar machen.

Ingolstadt agierte nach dem Ausgleichstreffer wieder zielstrebiger und traf nur neun Minuten später zum verdienten 2:1. Dieses Ergebnis brachten die Ingolstädter dann recht mühelos über die Zeit, weil Bayer 04 keine richtige Einstellung zu dieser Partie gefunden hat. Eine Chance auf Wiedergutmachung haben die Leverkusener noch am Mittwochabend in Köln. Bei einer weiteren Niederlage dürfte das Weihnachtsfest unter dem Bayer-Kreuz sehr ungemütlich werden.