Leverkusen fertigt Lieblingsgegner Stuttgart ab

Stuttgart (dpa) - Roger Schmidt genoss den eminent wichtigen Erfolg nach zuletzt zahlreichen Rückschlägen und wachsender Kritik an ihm still.

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„Meine persönliche Situation hat keine Rolle gespielt. Ich fühlte mich nicht unter Druck, sondern gefordert“, versicherte der Trainer von Bayer 04 Leverkusen nach dem hochverdienten 2:0 (1:0) gegen einen allerdings unerklärlich schwachen VfB Stuttgart gelassen. „Wir waren insgesamt als Mannschaft und Verein unter Druck.“

Dank des zu keinem Zeitpunkt gefährdeten Sieges gegen seinen Lieblingsgegner VfB hat sich Leverkusens Lage in der Fußball-Bundesliga schlagartig gebessert. Vor der Länderspielpause liegt die personell extrem geschwächte Werkself - in Stuttgart fehlten nach dem kurzfristigen Ausfall von Spielmacher Hakan Calhanoglu sage und schreibe neun Profis - als Tabellensechster nur noch zwei Punkte hinter einem Champions-League-Platz.

„Unser Ziel ist die Champions League, zumindest Platz vier, um in die Qualifikation zu kommen. Aber es ist alle sehr eng“, sagte Stürmer Stefan Kießling. „Wir wollten oben dran bleiben.“ Der bockstarke Julian Brandt, Torschütze zum 1:0 (11. Minute), bescheinigte dem gesamten Team zurecht „eine Superleistung“. Karim Bellarabi urteilte: „Das war einer der wichtigsten Siege in den letzten Wochen.“ Der Nationalspieler krönte seine ebenfalls überzeugende Leistung mit dem 2:0 (49.). Pfosten (57.) und Latte (65.) sowie der mehrfach bravourös klärende VfB-Keeper Przemyslaw Tyton verhinderten ein Leverkusener Schützenfest.

Drei Tage nach dem kläglichen Scheitern im Europa-League Achtelfinale gegen den FC Villarreal präsentierte sich Bayer in beeindruckender Form. Die Werkself war den zuletzt stark verbesserten Stuttgartern in allen Belangen haushoch überlegen. Mit schnellen Kontern und flüssigen Kombinationen rissen Brandt, Bellarabi & Co immer wieder große Lücken in die VfB-Defensive und sorgten für ständige Torgefahr. Zudem präsentierten sie sich aggressiv und zweikampfstark.

In dieser Form zählt Leverkusen zu den klaren Anwärtern auf einen Platz in der Königsklasse. „Wir haben die Chance genutzt, bis auf zwei Punkte an den vierten Platz ranzukommen“, konstatierte der Coach zufrieden. Seine Mannschaft habe den Willen gehabt, diese Partie für eine gute Ausgangsposition zu nutzen. „So ein Abschluss vor der Länderspielpause ist von immenser Bedeutung“, sagte Schmidt zum siebten Auswärtserfolg. „Der Sieg heute ist besonders wertvoll. Das tut uns in dieser schwierigen Phase gut.“

Ein dickes Lob für Team und Trainer gab es von Rudi Völler. „Unter den Umständen mit den vielen Verletzten war das eine Topleistung. Der Trainer hat die Mannschaft sehr gut eingestellt“, sagte der Sportdirektor. „Wir haben einen klasse Trainer, der eine große Karriere vor sich hat.“. Schmidt habe sich in der schwierigen Situation „hervorragend“ präsentiert.

Dies war beim VfB nicht der Fall. Die Schwaben setzten gegen den Angstgegner nicht nur ihre schwarze Serie fort - es war die neunte Niederlage bei drei Remis in den zurückliegenden zwölf Vergleichen. Sie rückten durch die siebte Heimpleite auch wieder näher an die Abstiegszone heran. Statt sich von der unteren Tabellenregion einen weiteren großen Schritt absetzen zu können, beträgt der Vorsprung auf den Relegationsrang nur noch fünf Punkte. „Das ist eine gefährliche Situation. Es ist alles wieder etwas enger geworden“, räumte VfB-Trainer Jürgen Kramny ein. „Wir müssen höllisch aufpassen.“