Torwart war bester Schalker Schalker Sieg ist Fährmanns Triumph
Bundestrainer Löw ignoriert den Torhüter erneut. Der reagiert mit einem Gala-Auftritt gegen Gladbach.
Gelsenkirchen. Horst Heldt musste erst einmal ein paar Schimpftiraden über sich ergehen lassen. Während der Manager des FC Schalke 04 versuchte, seinem alten Freund und Mönchengladbacher Kollegen Max Eberl die Hand zu geben, musste dieser erstmal ordentlich Dampf ablassen. Eberl beklagte bei Heldt die Ungerechtigkeiten dieses kuriosen Fußballspiels im Allgemeinen und die außergewöhnlichen Taten des gegnerischen Torhüters Ralf Fährmann im Speziellen.
Dieses 2:1 der Schalker, das wohl zu den unverdientesten Siegen in der Bundesliga-Geschichte gezählt werden darf, hatte bei der Borussia tiefe Spuren hinterlassen. Und so dauerte es auch ein wenig länger, bis sich Eberl den Frust von der Seele geredet hatte - und er Heldt die Hand gab. „Ralf Fährmann hat unfassbare Glanzparaden gezeigt und hat uns das Spiel gewonnen. Wir hatten viel Glück“, sagte Heldt mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ein Slapstick-Eigentor von Martin Hinteregger und ein durch Granit Xhaka unhaltbar abgefälschter Schuss von Leon Goretzka besiegelten die irreal erscheinende Niederlage der Gladbacher.
Derjenige, der vor allem für die Schalker Glückseligkeit gesorgt hatte, stand zu diesem Zeitpunkt noch unter der Dusche. Ralf Fährmann wollte diesen ganz persönlichen Triumph allein genießen, wie er viel später verriet. „Davon träumt man als Kind“, sagte der Torhüter. Wo immer die Gladbacher Angreifer Raffael, Lars Stindel oder Thorgan Hazard auch hinschossen, irgendein Körperteil von Fährmann war schon da und verhinderte, dass der Ball die Torlinie überquerte. Gleich sieben hochkarätige Chancen des Gegners konnte er unschädlich machen. Lediglich beim Gegentreffer von Andreas Christensen war Fährmann machtlos.
Dieser Abend schien für den Schalker Torhüter auch so etwas wie eine Stärkung seines etwas angekratzten Selbstbewusstseins zu sein. Am selben Tag hatte Bundestrainer Joachim Löw das Aufgebot für die anstehenden Länderspiele verkündet, und der Schalker Torhüter war wieder einmal nicht dabei. „Das ist halt so, auch wenn es natürlich bitter ist“, sagte er. „Ich mache aber weiter und versuche mich anzubieten.“ Nicht wenige Experten sind ohnehin seit längerer Zeit der Auffassung, dass der gebürtige Chemnitzer eine Einladung verdient hätte.
Der 27-Jährige ist bereits seit mehreren Spielzeiten die wichtigste Konstante in einer Schalker Mannschaft, die noch immer auf der Suche nach sich selbst ist. Doch auch Fährmann leidet ähnlich wie der Kölner Timo Horn unter der außengewöhnlichen Torhütersituation in Deutschland. In den meisten anderen Fußballnationen wäre er wohl zumindest fester Bestandteil des nationalen Teamkaders. Die Hoffnung, dass er auch in Deutschland diesen Status noch erreichen wird, dürfte der Torhüter innerlich allerdings bereits aufgegeben haben, auch wenn er dies öffentlich nicht aussprechen würde. Und so konzentriert sich Fährmann auf seine Zukunft mit den Schalkern.
Auch die zuletzt aufgekommenen Gerüchte um einen Wechsel zu Jürgen Klopp zum FC Liverpool erteilte er an diesem Abend eine Absage. „Ich habe mit Schalke noch viel vor und habe deshalb ja auch meinen Vertrag vorzeitig bis 2020 verlängert“, sagte er. Er wolle den Umbruch in der Mannschaft weiter begleiten. Die Schalker können sich in vielerlei Hinsicht auf Ralf Fährmann verlassen. Das war die wohl wichtigste Botschaft, die an diesem ungewöhnlichen Abend ausgesendet wurde.