Leverkusen schockt Schalke - Fährmann: „auf meine Kappe“
Gelsenkirchen (dpa) - Die Fans auf den Barrikaden, die Mannschaft geschockt und der Trainer in Erklärungsnot: Beim FC Schalke 04 hinterließ das 2:3-Heimdesaster gegen Bayer Leverkusen tiefe Spuren.
„Das ist nicht so einfach zu verkraften. Mental wird das jetzt erstmal einen Knick geben“, bekannte Sportvorstand Horst Heldt. Eine Trennung von André Breitenreiter schloss er drei Spieltage vor dem Saisonende aber aus. „Ja“, antwortete Heldt auf die Frage, ob der umstrittene Coach das Team auf die Partie beim designierten Absteiger Hannover 96 am kommenden Samstag vorbereiten dürfe. Zumindest leitete Breitenreiter, dessen Zeit am Saisonende wohl ablaufen dürfte, auch am Sonntagmorgen die Schalker Übungseinheit.
Neun Punkte Rückstand auf den Tabellen-Dritten Leverkusen, vier auf den Vierten Hertha BSC. Das Thema Champions League ist für die Schalker, die wieder einmal Big Points vergaben, wohl erledigt. Sollte die taumelnde Revierelf in den ausstehenden Partien in Hannover, gegen Augsburg und in Hoffenheim nicht eine konstante Leistung über 90 Minuten zeigen, könnte selbst Platz sieben mit dem Minimalziel Europa League trotz eines Fünf-Punkte Polsters noch in Gefahr geraten.
Für Leverkusen endete die glänzenden Serie von zuletzt fünf Siegen ohne Gegentor. Die Werkself kann aber für die Königsklasse planen. Bereits im Heimspiel gegen den um fünf Punkte schlechteren Verfolger Hertha BSC will Bayer die Champions-League-Teilnahme perfekt machen. „Ja klar. Wenn man drei Spieltage vor Saisonende Dritter ist, ist das eine Riesenchance“, meinte Bayer-Coach Roger Schmidt, der sich über die spektakuläre Aufholjagd seiner Elf nach dem 0:2-Pausenrückstand freute: „Es war ein Wahnsinnsspiel mit einem super Ausgang für uns.“ Man sei „wie ein ICE über Schalke“, gefahren“, meinte Bayers Jungstar Julian Brandt.
Welch ein Kontrast nach dem denkwürdigen Spiel: Die Bayer-Profis jubelten, Breitenreiter stand achselzuckend im Mannschaftskreis und redete mit leerem Blick auf seine frustrierten Spieler ein. Dank der besten Spielhälfte der Saison hatte seine Elf nach Toren von Eric Maxim Choupo-Moting (14.) und Leroy Sané (29.) den Rivalen souverän beherrscht, auch wenn Klaas-Jan Huntelaar (5.) mit einem Strafstoß am großartigen Nationalkeeper Bernd Leno gescheitert war.
Der totale Einbruch nach der Pause mit drei Gegentoren innerhalb von sechseinhalb Minuten war für alle unerklärlich. „Wir wollten weiter aktiv bleiben. Aber wir sind rausgekommen und in einen Tiefschlaf verfallen“, sagte Breitenreiter nach dem „brutal enttäuschenden Tag“.
Ausgerechnt Torhüter Ralf Fährmann, der in dieser Spielzeit bislang beste und konstanteste Knappe, begünstigte die bittere Pleite mit zwei Patzern, die zum schnellen Doppelschlag von Brandt (54.) und Karim Bellarabi (56.) führten. Javier Hernandez (60.) drehte die Partie dann komplett. „Toll, läuft“, kommentierte Bayer-Sportchef Rudi Völler kurz und knapp: „Es war sicher ein großer Schritt. Der entscheidende kommt hoffentlich nächste Woche.“
Fährmann sei die „ärmste Sau in der Kabine“, meinte Breitenreiter, der seinen Schlussmann aber auch in Schutz nahm. „Er sah bei den Gegentoren nicht gut aus, aber er hat uns auch schon viele Punkte gerettet.“ Fährmann konnte das wenig trösten. Er entschuldigte sich beim Team und den Fans. „Es tut mir leid. Wenn ich die Fehler nicht mache, kommt Leverkusen niemals zurück ins Spiel. Ich nehme die Niederlage auf meine Kappe“, sagte der deprimierte Torhüter, der dann aber trotzig den Kopf wieder nach oben nahm. „Ich befürchte keinen Knacks. Unser Ziel sind neun Punkte und ich bin fest davon überzeugt, dass wir das auch schaffen.“