Liga-Check 15/16 Ingolstadt: Mit Teamgeist zum Klassenerhalt

Beim Bundesliga-Neuling sind "Stars" nicht zu finden. Dafür aber eine eingeschworene Truppe, die gemeinsam das Ziel erreichen will.

Im nächsten Sommer wollen die Schanzer den Klassenerhalt feiern.

Foto: Andreas Gebert

Ingolstadt. Der FC Ingolstadt ist der 54. Klub in der Fußball-Bundesliga. Die Oberbayern schafften in elf Jahren seit der Gründung 2004 den Aufstieg von der Bayernliga in die höchste Spielklasse.

So heißen quasi die (Ur-)Einwohner Ingolstadts. Der Name kommt aus der Zeit, als die Stadt zur Königlich Bayerischen Hauptlandesfestung ausgebaut wurde (1828 bis 1849). Noch heute sind die dicken Ziegelmauern um die innere Altstadt sichtbar. Zur Festungszeit lebten gerade einmal 20 000 Einwohner in der oberbayerischen Stadt zwischen München und Nürnberg. Heute sind es 130 000 — Tendenz stark steigend.

Der FC Ingolstadt ist kein Retortenklub, sondern entstand aus der Fusion der beiden Traditionsvereine MTV (gegründet 1881) und ESV (1913). Beide hatten ihre Hochphasen, der ESV als der Fußballverein der Stadt, spielte von 1962 bis 1966, 1968 bis 1972 und 1979 bis 1981 zweitklassig, der MTV von 1978 bis 1980.

Danach ging es rapide bergab, bis der Unternehmer Peter Jackwerth mehr oder weniger zufällig zu Hilfe eilte und schließlich eine Fusion der Fußballabteilungen vorantrieb, die in der Gründung des FC Ingolstadt endete. Der Name Schanzer wurde ins Vereinswappen aufgenommen. Erst 2006, als der Verein bereits von der Bayernliga in die Regionalliga Süd aufgestiegen war, stieg Audi als Hauptsponsor ein. Der Automobilbauer hat bekanntlich seinen Unternehmenssitz in Ingolstadt.

Eben jener Jackwerth (58), ein hemdsärmliger, volksnaher Macher, ist als Vereinspräsident weiter das Sprachrohr des Vereins. Im Aufsichtsrat sitzen jedoch vier aktive oder ehemalige, hochrangige Audi-Vertreter, die bei der strategischen Ausrichtung des Klubs entscheidend mitwirken. So half der Konzern vorrangig beim schnellen Aufbau der bundesligareifen Infrastruktur.

Operativ halten neben den beiden Geschäftsführern Trainer Ralph Hasenhüttl und Sportdirektor Thomas Linke die Fäden in der Hand. Erst Hasenhüttl, der 47-jährige Grazer, führte die Ingolstädter nach fünf turbulenten Jahren im Abstiegskampf der 2. Bundesliga nach oben. Der sympathische Österreicher schaffte es, dem Team eine sportliche Philosophie zu vermitteln und riss zudem mit seiner offenen und optimistischen Einstellung die zuvor skeptischen Fans mit.

Die Mannschaft lebt vom Teamgeist, Stars gibt es nicht. Entscheidend für den Aufstieg waren daher die taktische Disziplin, die defensive Stabilität und gut einstudierte Standardsituationen. Hasenhüttl favorisiert schnelles Umschaltspiel, setzt in seinem 4-3-3-System auf einen Abräumer vor der Abwehr und sehr variable Offensivpositionen. Pascal Groß (24) war mit sieben Treffern und 21 Torvorlagen zentrale Figur im FC-Spiel.

Alles — und nichts zugleich. Kaum ein Spieler verfügt über Bundesligaerfahrung. Das Trumpf-As im Pokerspiel um den Klassenerhalt soll weiter die mannschaftliche Geschlossenheit sein. Deshalb ergänzte der Aufsteiger sein Team nur mit vier Neuen, die in erster Linie den Konkurrenzkampf schüren sollen. Der norwegische Nationaltorwart Örjan Nyland (24) macht Stammkeeper Ramazan Özcan (31) Druck, der französische Innenverteidiger Romain Bregerie hat sich mit 28 Jahren erstmals in die Bundesliga hochgearbeitet und will sich dort beweisen. Gleiches gilt für den österreichischen National-Linksverteidiger Markus Suttner, und Elias Kachunga (23, zuletzt mit sechs Treffern bester Torschütze beim Absteiger Paderborn) soll beim FC 04 den nächsten Schritt machen.

„Ich bin mir sicher, dass wir drinbleiben werden. Wir haben eine gute Mentalität, die uns über die eine oder andere Durststrecke hinweghelfen wird“, sagt Hasenhüttl, der die Herausforderung sucht und beweisen will, dass man auch mit geringerem finanziellen Einsatz und einer klaren Spielphilosophie in der Bundesliga bestehen kann. Das Vorbild ist der FC Augsburg, aber auch das Schicksal Paderborns ist denkbar. Allerdings — wenn es nötig ist, kann der FC Ingolstadt personell jederzeit nachrüsten.