Liga-Check 17/18 Warum Kölns Saison nicht einfach wird

Der 1. FC Köln spielt sich in die Europa League, muss sich jetzt aber im Konzert der Größeren behaupten — und das ohne Anthony Modeste.

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Köln. Seit dem Bundesligaaufstieg geht es beim 1. FC Köln permanent nach oben. In der vergangenen Saison schaffte die Mannschaft von Trainer Peter Stöger mit einem hervorragenden fünften Rang erstmals seit einem Vierteljahrhundert wieder die Qualifikation für den Europapokal. Die Domstadt feierte. Und deshalb ist die neue Bundesligasaison für den FC nicht einfach. Weil es jetzt darum geht, sich im Konzert der Größeren zu behaupten. Auch für den Österreicher Stöger eine neue Herausforderung.

Der Kader der Kölner

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Trainer Peter Stöger, der Garant des Erfolges des 1. FC Köln, hat seine Depression überwunden. Dem Kicker vertraute er an, er habe nach der letzten Saison ein überraschendes Tief gehabt. „Als wir mit Wiener Neustadt die Klasse gehalten haben oder mit der Austria Meister wurden oder mit dem 1. FC Köln aufgestiegen sind, da war immer pure Freude.“ Aber nach der Qualifikation für den Europapokal war die Stimmung anders. Man habe in Köln nur noch über Europa diskutiert, über etwas, was weit über der Zielsetzung der Kölner lag. „Wir hätten am letzten Spieltag auch Achter werden können. Wäre dann alles plötzlich ganz schlecht gewesen?“ fragt der Österreicher. „Oder waren wir wahnsinnig erfolgreich, weil wir Fünfter wurden?“

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Peter Stöger, der in Köln jetzt schon in die fünfte Saison geht, hat gemerkt, wie schnell sich die Dinge im Fußball ändern. Auch und gerade in Köln. Es wird eine spannende Saison (Stöger vertraute zuletzt der Tiroler Landeszeitung außerdem an, Ziel eines jeden ambitionierten Österreichers sei es, die Nationalmannschaft zu trainieren).

Das wird so sein, auch wenn es keiner offen sagt. Seit 25 Jahren spielt der 1. FC Köln wieder im Europapokal. Als Tabellenrang fünf feststand, ging auf den Kölner Ringen vor lauter Fan-Begeisterung nichts mehr. Das hat man in Köln seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr erlebt. Keiner konnte sich dem entziehen, weil dieser Club in dieser besonderen Stadt eben auch eine besondere Rolle spielt. Mit dem Wiedereintritt ins europäische Geschäft haben sich aber auch die Erwartungen der Anhänger verändert.

Es geht jetzt in der Bundesliga nicht mehr darum, den Abstieg zu verhindern, sondern darum, eine Spitzenmannschaft zu werden, die nicht nur mitspielt mit den Großen, sondern selbst wieder zu einer großen Mannschaft werden will. Das kann gefährlich sein. Obwohl die besonnenen Chefstrategen in Köln auf diese Situation vorbereitet scheinen.

Nein, nicht sofort. Anthony Modeste ist ein außergewöhnlicher Stürmer, von denen es in der Bundesliga nicht viele gegeben hat. Das Theater um seinen Transfer ist in der öffentlichen Darstellung aber dramatischer herübergekommen als es in Wirklichkeit war. Wer ein Millionenangebot aus China erhält und ein gewisses Alter erreicht hat, überlegt sich diesen Schritt sehr gut. Für Modeste und seine Berater war die Entscheidung schnell klar. Und die Transfersummen waren geringer als dargestellt, die Modalitäten gestalteten sich schwierig.

Peter Stöger hat schnell akzeptiert, dass Modeste nicht zu halten war. Und der Club hat sich durch die Verpflichtung von Jhon Cordoba auch frühzeitig darauf eingestellt.

Es gibt keinen Grund dazu. Stöger hat mehrfach betont, dass es ihm darum geht, flexibler zu sein. Im Spiel die Systeme wechseln zu können, verlangt höchstmögliche Anpassungsfähigkeit seiner Profis. Speziell darauf war die Arbeit im Trainingslager in Kitzbühel ausgerichtet. „Vor dem Spiel eine Idee haben, die dann auch noch funktioniert — und du gewinnst ganz deutlich. Das wäre der Idealfall“, sagt der Österreicher.

Was vermessen klingt, ist sein Ziel. Gezeigt hat das seine Mannschaft in der vorigen Saison schon beim 1:1 bei Rekordmeister FC Bayern München. Der FC begann unterlegen mit einer Dreierkette in der Abwehr und stellte dann auf eine aggressive Viererkette um und war dem Sieg plötzlich näher als die Millionentruppe von Carlo Ancelotti.

Ganz sicher. Die muss Peter Stöger auf jeden Fall einkalkulieren. Sieben Spieler im Kader sind erst um die 20 Jahre alt und haben noch keine Erfahrung in der Bundesliga. Das ist ein Risiko, was in Köln aber auch als Zeichen dafür gewertet wird, dass dieser Club immer noch in der Entwicklung begriffen ist.

Seit dem Wiederaufstieg hat sich in diesem Verein sehr viel geändert, was in erster Linie mit den Verantwortung tragenden Personen zu tun hat: Peter Stöger, Jörg Schmadtke, Alexander Wehrle, Harald Schumacher und Werner Spinner. Mit den Jahren ist der Club immer besser geworden, aber der Erfolg ist keine Routine, sagt Peter Stöger. Eine realistische Erkenntnis.