Relegations-Rückspiel Lockerheit statt Anspannung: Wolfsburg und Kiel gelassen
Kiel (dpa) - Es geht um den letzten freien Startplatz in der Fußball-Bundesliga, aber die beiden Kandidaten geben sich entspannt wie vor einer Urlaubsreise.
Vor dem Relegations-Rückspiel am Pfingstmontag (20.30 Uhr) verfolgte der Bundesligist VfL Wolfsburg nach einem lockeren Samstagtraining die TV-Übertragung von der Hochzeit von Prinz Harry; Holstein Kiels Coach Markus Anfang gab seinen Jungs nach einer ebenso lockeren Samstagseinheit bis Sonntagabend frei. Motto: Nur keinen Stress, nur keine Nervosität!
„Es geht darum, die richtige Mischung zwischen Lockerheit und Anspannung zu finden“, erklärt VfL-Trainer Bruno Labbadia. Nach dem 3:1-Sieg seiner Mannschaft im Hinspiel am vergangenen Donnerstag hat der Bundesligist die deutlich bessere Ausgangsposition. Am Sonntag reiste sein Team per Flieger nach Kiel. Am Abend steht das erste Training im 12.000 Zuschauer fassenden Holstein-Stadion auf dem Programm. Bei aller Lockerheit versuchte Retter Labbadia, der 2015 bereits den HSV in der Relegation zum glücklichen Gesamterfolg geführt hatte, seinen Spielern klarzumachen: „Vorsicht, es ist erst Halbzeit.“
Holstein-Trainer Anfang ruft seine Mannschaft zur Normalität auf: „Wir müssen nichts anderes machen als sonst. Wir müssen rausgehen und unser Spiel durchbringen.“ Er kann sich nicht vorstellen, dass die Aufregung seine Profis aus dem Konzept bringen wird. „Warum sollen wir aufgeregt sein? Wir spielen zu Hause in der gewohnten Umgebung.“
Einen Sieg gegen die Wolfsburger sieht Anfang als vordringliches und machbares Ziel an. Allerdings ist er sich nicht sicher, ob ein Erfolg für den Aufstieg reicht. Mindestens ein 2:0 brauchen die Kieler. „Ob es gelingt, zwei Tore aufzuholen, kann man nicht planen“, meint Anfang und sagt dann feierlich: „Du kannst etwas Historisches erreichen.“
Viele Worte seien nicht nötig. Seine Mannschaft habe bereits während des Hinspiels aus den Fehlern gelernt, versichert Anfang. Der Unterschied zwischen Bundesliga und 2. Liga habe seinem Team im ersten Spiel zu schaffen gemacht. „Spieltempo und Qualität des Gegners kannst du nicht nachstellen im Training“, sagt der Coach und rät seinen Profis, „viel besser zu stehen“.
In sein Innenleben will sich der scheidende Trainer nicht schauen lassen. „Meine Person spielt keine Rolle“, meint der 43 Jahre alte Fußballlehrer und wehrt Fragen nach seinen Gefühlen vor dem letzten Spiel für Holstein Kiel ab. Nach Saisonabschluss übernimmt er den Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln. Nicht auszuschließen, dass sich beide Mannschaften in der nächsten Zweitliga-Saison als Gegner gegenüberstehen.
Gegen die Tormaschine Kiel müssen die Wolfsburger das Spiel nicht machen. „Wenn wir 90 Minuten die Null halten, sind wir in der Bundesliga“, beteuert VfL-Mittelfeldakteur Maximilian Arnold. Die Kieler werden ihre Angriffswucht erneut ausspielen wollen. Schließlich sind sie mit 71 erzielten Toren in den beiden obersten deutschen Ligen das torgefährlichste Profiteam nach Bayern München (92).