Deal geplatzt Machtwort von 96-Boss Kind: Heldt darf nicht zum VfL
Hannover (dpa) - 96-Boss Martin Kind hat ein Machtwort gesprochen: Sportdirektor Horst Heldt darf entgegen seines Wunsches nicht zum VfL Wolfsburg wechseln.
Kind lässt Heldt nicht ziehen, weil ihm die vom Liga-Konkurrenten gebotene Ablösesumme wohl nicht hoch genug ist. Beide Vereine konnten sich in Gesprächen und Verhandlungen nicht einigen, teilte 96 mit und sorgte so für eine große Überraschung.
Damit bleibt der 96-Präsident bei Heldt schon zum zweiten Mal in dieser Saison hart. Bereits im Herbst des vergangenen Jahres hatte er einen Wechsel des Sportdirektors zum 1. FC Köln untersagt. „Ein drittes Mal sollte sich das nicht wiederholen“, sagte Kind unmissverständlich. Dieses Mal hatte sich der 96-Präsident zumindest gesprächsbereit gezeigt, doch einfach so gehen lassen wollte er seinen wichtigsten Angestellten im sportlichen Bereich nicht.
Trotz des Wirbels und des öffentlich gewordenen erneuten Wechselwunsches von Heldt sieht Kind keine Probleme bei einer weiteren Zusammenarbeit auch über diese Saison hinaus. „Er ist ein Profi. Das kann er nachvollziehen. Ich gehe damit auch professionell um. Das Arbeitsverhältnis besteht weiterhin“, sagte Kind.
Eigentlich hatte Heldt zum Geschäftsführer Sport befördert werden sollen. Doch der 48-Jährige, dessen Vertrag als Sportdirektor bei 96 bis 2020 datiert ist, lehnte den ihm vorliegenden Vertrag am 24. April ab. Danach hatte eigentlich alles nach einem Wechsel von Heldt nach Wolfsburg ausgesehen, wo der Ex-Profi als Geschäftsführer den dringend notwendigen Neuaufbau einleiten sollte. VfL-Sportdirektor Olaf Rebbe steht beim VW-Club seit Wochen vor dem Aus, offiziell hat ihn aber noch niemand über eine bevorstehende Trennung informiert.
Den VfL traf der geplatzte Heldt-Wechsel zwei Tage vor dem so wichtigen Bundesligaspiel gegen den Hamburger SV völlig unerwartet. „Dass wir mit Horst Heldt gesprochen haben, ist ja hinlänglich bekannt. Aber offenbar waren wir doch noch nicht so weit, wie alle gedacht haben“, sagte VfL-Geschäftsführer Wolfgang Hotze der dpa.
Weiter wollte der VW-Club den geplatzten Deal erst einmal nicht kommentieren. Auch zu Rebbe gab es nichts Neues. Am Donnerstag hatte es Berichte gegeben, Rebbe werde noch am gleichen Tag freigestellt. Doch das dementierte Hotze. „Das ist eine Falschmeldung. Ich weiß nicht, wo das herkommt“, sagte der 65-Jährige. Dass Rebbe über die Saison hinaus bleibt, ist aber höchst unwahrscheinlich. „Es ist zu früh, etwas darüber zu sagen“, erklärte Hotze.
Zumindest in Hannover ist die Manager-Frage laut Kind nun geklärt. Obwohl Heldt hinter Kinds Rücken mit dem VfL Gespräche geführt hatte, kann sich der 96-Boss sogar vorstellen, seinen Sportdirektor doch noch zum Geschäftsführer zu befördern. „Es ist ja alles ausgehandelt“, sagte Kind. Aktuell sei dies aber erstmal kein Thema mehr: „Ich empfehle, hier erstmal Ruhe einkehren zu lassen.“
Heldt war im März 2017 nach Hannover gekommen und hatte mit dem ebenfalls neuen Trainer André Breitenreiter die Niedersachsen zum direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga geführt. Sportlich liegt 96 auch in dieser Saison trotz einer schwachen Rückrunde weitestgehend wieder auf Kurs. Dennoch herrscht rund um den Verein seit Monaten große Unruhe. Vor allem der Dauerzwist zwischen Präsident Kind und dem harten Kern der Fanszene belastet den Club.
Die überraschende Wende im Heldt-Poker hinterlässt nur Verlierer. In Wolfsburg herrscht mitten im Abstiegskampf große Unruhe, in Hannover trotz des Kind-Machtwortes weiter Chaos und auch Heldt ist stark angeschlagen.