Magaths bescheidener Neuanfang ohne Diego

Wolfsburg (dpa) - Nach der Korrektur des 15-Millionen-Euro- Missverständnisses Diego will Felix Magath einen Neuanfang mit Maß beim VfL Wolfsburg. Die früheren Shopping-Touren unter ihm selbst und Ex-Manager Dieter Hoeneß mit den Millionen des Mutterkonzerns VW sollen der Vergangenheit angehören.

„Es wurde in den letzten Jahren sehr viel investiert. Jetzt geht es darum hauszuhalten“, sagte der Coach und Manager des Fußball-Bundesligisten vor der Abreise ins Trainingslager. Künftig sollten der finanzielle Rahmen des Clubs und die sportliche Leistung wieder im Einklang stehen.

Mit einem neuen hungrigen Team weitgehend ohne Egozentriker wie Diego und ohne satte Meisterspieler von 2009 will Magath den Fast-Absteiger zurück ins internationale Geschäft lotsen. „Dass wir nicht so weitermachen können wir bisher, das liegt auf der Hand. Deshalb müssen wir nun etwas Neues probieren, was natürlich noch viel Ungewissheit und Unwägbarkeiten bedeutet“, sagte Magath.

Für Diego gibt es dabei keinen Platz mehr. Die disziplinlose Diva hatte am Freitag im Form des Rauswurfs die Quittung für seine Eskapaden erhalten. Wegen der Flucht vor dem letzten Spiel der abgelaufenen Saison in Hoffenheim darf der Brasilianer in Wolfsburg nur noch trainieren. „Er ist ein ganz normaler Spieler von uns. Er trainiert so lange mit, wie er mit der Situation zurecht kommt. Er hat ein Anrecht darauf. Eingesetzt wird er in den Testspielen aber nicht“, sagte Magath über Diego, den Manager-Vorgänger Hoeneß erst 2010 für etwa 15 Millionen Euro aus Turin geholt hatte.

Auch beim 10:1-Testspielsieg beim Eckernförder SV musste Diego als einziger Feldspieler zuschauen. Zwar fuhr er angesichts seines noch bis 2014 gültigen Vertrages mit ins Trainingslager nach Oeversee bei Flensburg, ist nun aber offiziell auf Vereinssuche. „Das Beste wäre es, wenn ich so schnell wie möglich einen neuen Verein finden würde“, sagte Diego. Nach seiner Ausbootung meldeten sogleich Botafogo aus Rio de Janeiro und Diegos Ex-Club FC Santos aus São Paulo Interesse an.

Zuvor hatte Magath in Grafite bereits den letzten Spieler aus dem überragenden Offensiv-Trio des Meisterjahres 2009 nach Dubai transferiert. Edin Dzeko und Zvjedzan Misimovic hatten schon während der vergangenen Saison die „Wölfe“ verlassen.

Der sprunghafte Anstieg des Gehaltsgefüges nach dem überraschenden Titel vor zwei Jahren war offenbar ein Grund für den sportlichen Absturz in den vergangenen zwei Jahren. „Das Gehaltsgefüge muss stimmen, deshalb haben wir auch bei Grafite nachgegeben“, sagte Magath.

Ob und wie der mögliche Erlös bei einem Diego-Verkauf für Ersatz reinvestiert werden soll, ließ Magath offen: „Ich will die Eindrücke der Vorbereitung abwarten.“ Fest steht nur, dass Wolfsburg unabhängig vom erneuten Ausfall von Nationalspieler Arne Friedrich nach den Neuzugängen von Mateusz Klich (Krakau), Patrick Ochs (Frankfurt) und Srdjan Lakic (Kaiserslautern) noch auf der Suche nach einem Abwehrmann ist. „Dass wir gerade in der Innenverteidigung zu dünn besetzt sind, hatte ich ja schon vorher gesagt“, bestätigte Magath, der „sehr überrascht“ von Friedrichs erneuten Rückenproblemen sei.

Nach eigener Aussage ist der ehemalige Berliner „für die nächsten sechs Wochen krankgeschrieben“. Bereits im vergangenen Jahr hatte Friedrich wegen einer Bandscheiben-OP die gesamte Hinserie verpasst.