Mainz 05 auf neuen Wegen - Tuchel: „Impulse setzen“

Mainz (dpa) - Thomas Tuchel schwimmt lieber gegen den Strom. Um neue Reize in der alltäglichen Arbeit zu setzen, verzichtet der Trainer des FSV Mainz 05 im Gegensatz zu allen Konkurrenten der Fußball-Bundesliga auf ein klassisches Trainingslager irgendwo weiter südlich.

„Wir haben in Mainz alles, was wir brauchen. Ein Umzug in ein Hotel ist auch mit logistischem Aufwand verbunden. Den können wir uns sparen“, sagte der 39-Jährige. Er setzt sogenannte Impulstage und fünf Testspiele innerhalb von zehn Tagen gegen erstklassige Gegner aus den Niederlanden, England, der Schweiz und Frankreich dagegen.

Im schweizerischen Wallis waren die von ihm kreierten und von Teammanager Axel Schuster und U23-Coach Martin Schmidt organisierten Impulstage eine echte Herausforderung für Körper und Geist. Als Teambuilding wollte Tuchel das aus Klettergarten, Canyoning und Bergsteigen bestehende Programm nicht verstanden wissen. „Das machen wir jeden Tag. Wie wir uns begrüßen, wie wir uns verabschieden, wie wir miteinander umgehen. Dazu müssen wir nicht wegfahren“, erklärte der FSV-Coach.

Mentale Überwindung habe manche Aufgabe gekostet, auch ihm. „Ich bin kein Held und früher nie mehr als vom Dreier gesprungen“, bekannte der Trainer. Spiele werde man mit den Impulstagen in der Bundesliga nicht gewinnen. „Aber die Bilder können haften bleiben. Die wollen wir dann in Fußballsprache übersetzen und für uns nutzen.“ Anstrengend und teamfördernd war es. „Als wir auf das über 3000 Meter hohe Sparrhorn sind, wollte man manchmal nicht mehr. Wir haben uns gegenseitig angefeuert. Das hat sich gelohnt, war eine gute Erfahrung“, sagte Neuzugang Sebastian Polter.

Jetzt wird wieder zweimal täglich geschwitzt im Trainingszentrum am alten Bruchwegstadion. Den Spielern gefällt das. „Zwischen den Einheiten können wir uns bei der Familie erholen. Das ist besser als im Hotel. Danach können wir uns in Mainz umsehen und einleben“, sagte der von Schalke 04 ins Rheinhessische gewechselte Christoph Moritz. Einen Stammplatz reklamiert der mit 24 Jahren zweitälteste Neuzugang noch nicht. „Die Konkurrenz im defensiven Mittelfeld ist stark“, meinte Moritz, der dennoch auf mehr Einsatzzeiten als bei Schalke 04 hofft.

Moritz ist wie Polter angetan vom abwechslungsreichen Trainingsprogramm. „Langeweile kommt nicht auf. Wir machen für uns unbekannte Übungen“, sagte Stürmer Polter. „Hier lerne ich jeden Tag dazu, da ist immer auch was für den Kopf dabei“, erklärte der 22-Jährige. Von Größe und Statur erinnert der U21-Nationalspieler an den zu Schalke 04 abgewanderten Adam Szalai. „Es wäre schön gewesen, von ihm zu lernen. Aber jetzt ist er weg“, meinte der gebürtige Wilhelmshavener. Er sei ein anderer Stürmertyp mit eigenen Qualitäten. „Ich sehe mich als klassische 9, nicht als neuen Szalai“, betonte Polter.