Mainzer Manager Heidel bleibt stumm
Mainz (dpa) - Christian Heidel schleicht sich normalerweise nicht wortlos durch den Hinterausgang davon. Doch normal ist beim FSV Mainz 05 seit einigen Tagen nichts mehr. Die heile Welt der 05-Familie hat Risse bekommen.
Nach dem 0:2 gegen Borussia Dortmund verschwand der 52 Jahre alte FSV-Manager ohne Kommentar aus der Arena. Das befeuert die Spekulationen, dass Heidel nach 23 Jahren im Sommer 2016 zum Liga-Konkurrenten Schalke 04 wechselt und dort die Nachfolge von Horst Heldt antritt.
Ein klares Bekenntnis, seinen bis Juni 2017 laufenden Vertrag zu erfüllen, fehlt. Die Formulierung, er „respektiere“ den Kontrakt, war nicht mehr als eine Floskel. Das bemerkenswerte Vorpreschen von Präsident Harald Strutz, der einen Tag vor der Partie gegen Dortmund das Angebot für Heidel bestätigte, heizt die Gerüchteküche zusätzlich an. Zumal sein Statement mit den Präsidiumsmitgliedern nicht abgestimmt war. Es gibt also viel Redebedarf bei der turnusmäßigen Präsidiumssitzung am Montag.
Kein Zweifel: Die Personalie sorgt für Unruhe in Mainz. Strutz geht zwar nicht davon aus, „dass sich das auf die Mannschaft auswirkt. Wir haben hier schließlich Profi-Fußball.“ Torwart Loris Karius räumte aber ein: „Klar lese ich das in der Zeitung und überlege, was ist da los. Das kennt man in Mainz nicht, dass darüber gesprochen wird, dass der Manager weggeht.“
Glauben mag man Heidel, seinem Verein nicht schaden zu wollen. Und im Streit werde er den Club, der sein Lebenswerk ist, auch niemals verlassen. Die Zukunft der Mainzer ist gesichert. Dazu trägt auch der im Sommer unterschriebene Vertrag mit dem Vermarktungsriesen Infront mit einem Gesamtwert von 260 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren bei. Die Personalpolitik des gebürtigen Mainzers war und ist einer der Grundpfeiler der 05er. Mehr als 20 Millionen Euro Überschuss flossen in diesem Jahr auf die Konten.
Nach einem möglichen Weggang von Heidel wird sich bei Mainz 05 ein Machtvakuum bilden. Der 52-Jährige ist das Gesicht des Vereins, ohne ihn ging und geht bei den Rheinhessen nichts. Das Präsidium um Strutz mit honorigen, aber auch in die Jahre gekommenen Persönlichkeiten, war immer froh, einen Macher wie Heidel an vorderster Stelle zu haben. Heidel entwickelte den FSV zum etablierten Bundesligisten und der Vorstand klatschte dankbar Zustimmung.
Gut möglich, dass Strutz mit der Offenlegung des Schalker Angebots Druck auf Heidel ausüben will, sich alsbald zu entscheiden. Die eventuell notwendige Nachfolgeregelung wird die Mainzer vor ernsthafte Probleme stellen. Zieht man die letzten Jahre auf dem Trainersektor als Maßstab heran, fällt auf, dass sich nur Übungsleiter mit „Stallgeruch“ wie Jürgen Klopp, Thomas Tuchel und jetzt Martin Schmidt in der familiären Atmosphäre in Mainz zurechtfanden. Die letzten „Fremden“ wie Jörn Andersen und Kasper Hjulmand waren schnell wieder weg.
Heidel duldete aber nie „Götter“ neben sich. Ein Nachfolger wurde nicht aufgebaut, ein Talent ist im Verein nicht zu finden. Vielleicht müssen die Mainzer die überaus erfolgreiche Arbeit des Managers auf mehrere Schultern verteilen. Der vielleicht scheidende Mainzer Macher mahnte jedenfalls auf der jüngsten Jahreshauptversammlung an, ihn nicht immer allein an der Front zu lassen und kritisierte die allgemeine Bequemlichkeit der Mandatsträger.