Mitchell Weiser: Vom Bayern-Azubi zur Hertha-Attraktion
Schladming (dpa) - Die Saisonvorbereitung mit Hertha BSC strengt Mitchell Weiser mehr an als unter Pep Guardiola. „Das Training ist sehr intensiv, das habe ich so noch nicht erlebt.“
So schilderte der 21-Jährige seine ersten Eindrücke vom kraftraubenden Programm unter Cheftrainer Pal Dardai. Die Fitness soll Trumpf sein beim Wunsch nach einer Saison ohne Abstiegssorgen. Für eine entspanntere Zukunft in der Fußball-Bundesliga ruhen große Hoffnungen des Berliner Clubs auf dem früheren Bayern-Profi Weiser.
„Mitchell hat Riesenpotenzial, wird uns mit seiner Schnelligkeit und Technik mit Sicherheit weiterbringen“, urteilte Dardai schon vor dem derzeitigen Trainingslager in Schladming. Zum Nulltarif lotsten der Ungar und Hertha-Manager Michael Preetz das Talent vom ruhmreichen deutschen Rekordmeister an die Spree.
Nach seinen lehrreichen Jahren im Münchner Top-Team fängt der Außenbahnspieler neu an. Der Hauptstadtclub sei jetzt der richtige Verein für ihn, unterstrich der Sohn des früheren Bundesliga-Profis Patrick Weiser. Vom Bayern-Lehrling will er zur Hertha-Stammkraft reifen. Im Starensemble um Arjen Robben und Franck Ribéry war er ein Ergänzungsspieler, dem es zeitweise an der notwendigen Ernsthaftigkeit mangelte. „Ich bin erwachsen geworden“, behauptete Weiser-Junior nun. „Du lernst, an dir zu arbeiten und worauf es ankommt, um auf Topniveau bestehen zu können.“
Vorlaute Töne vermeidet er. Bestimmt könne seine Erfahrung mit dem FC Bayern helfen. „Aber ich bin erst 21 Jahre und will hier keinen Obermacker machen oder mich aufspielen“, beschwichtigte er mal.
Schließlich hat er gerade erst 17 Bundesliga-Einsätze hinter sich. „Natürlich will ich hier Stammspieler sein, ich will den Schritt weiter machen“, kündigte Weiser an. Dass seine Qualitäten auf Dauer über die eines Erstliga-Mitläufers hinausragen und er die rumpelnde Hertha-Offensive tatsächlich belebt, muss der Flügelspieler noch beweisen. Nur phasenweise deutete er bei den Bayern sein Können bislang an. Etwa mit der Vorbereitung zu einem „Weltklassetor“ (Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer) ausgerechnet gegen Hertha.
Seine Münchner Vergangenheit verleiht Weiser bei den Berlinern Glanz. Auch weil Herthas Transferaktivitäten erst langsam angelaufen sind und er bis zur Verpflichtung von Vladimir Darida am Wochenende bislang der einzige Zugang war, zog der junge und vielseitig einsetzbare Neue das Interesse auf sich. Häufige Foto-Anfragen inklusive.
Für Selfies und Scherze hatte Weiser bei den Bayern David Alaba. Auch in Berlin hat er schnell einen Kumpel gefunden. „Marvin Plattenhardt ist der, der in meinem Alter ist, und mit dem ich mich gut verstehe“, verriet der Hertha-Neuling. „Mit ihm mache ich auch ein bisschen was nach dem Training.“